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Aus dem Tagebuche eines Garibaldischen Freiwilligen. 3. :Im Lager.
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bekommen könnte, lächelte man spöttisch; hätte doch, sagten sie, selbst Gari- baldi keinen. '

Der Abend kam. Ich machte einen Gang durch die Gewehrpyramiden, welche die bivouakirenden Corps vor ihrer Front aufgestellt hatten.

Jene Pyramiden trugen keine Tschackos oder Helme auf den Bayonnet- spitzen und waren nicht, wie sonst üblich, mit Patronentaschen und Seitenge­wehren behängen, sie bestanden einfach aus dem, was den Ausschlag gibt, aus Muskete und Bayonnet. Daneben lagen malerische Gruppen, die durch die ungleiche Tracht der Einzelnen noch malerischer wurden. Hier und da flackerte ein Kochfeuer und zwar oft in größerer Nähe der geladenen Gewehre, als anderwärts die Lagerordnung gestattet haben würde. Ueberall herrschte die möglichste Nngebundenheit. Wo man die Leute ansprach, erhielt man freundliche Antworten, aber niemals geschah es, daß einer vor dem Offizier in Achtung trat, nie sah ich einen den Vorgesetzten militärisch grüßen oder sich sonst vor ihm Zwang anthun.

Mein Freund B. und ich suchten zusammen einen Platz zum Bivoua­kiren. In der Osteria war's zu unreinlich, im Freien so lau, der Himmel so klar, daß wir als alte Soldaten gleich den Andern die Erde zur Lager­stätte und den Sternenhimmel zur Decke wählten. Mein Plaid mußte den fehlenden Mantel ersetzen, die Bedienung besorgten wir selbst. Bald war ein Brot und ein Stück Käse sowie (unter der Blouse) eine Bvttiglia feurigen Capuas herbeigeschafft. Nach dem Abendessen wurden beim lodernden Bi­vouakfeuer Erinnerungen aus Deutschland und die dort herrschende Kamerad­schaftlichkeit ausgetauscht, welche als Ersatz für die hier vollständig mangelnde dienen mußte. Dann schloß der Schlaf uns die Augen. Gelegentlich störte uns das Geräusch abgehender oder zurückkehrender Patrouillen, bisweilen der ferne Ruf eiuer Schildwache, einmal siel ein Schuß. Ich fuhr empor.Ach", sagte mein Compagno.'s ist nichts. Wird einer von den verdammten Jungen sein, die noch nicht mit geladenem Gewehr umzugehen wissen."

So verfloß die erste Nacht und so noch manche andere, ohne große Ab­wechslung und ohne ernstliche Gefahr, und die Tage waren von ähnlicher Art. Ich möchte von dieser langweiligen Regel nur einen ausnehmen.

Ich hatte mir vorgenommen, mich in Betreff meines Brevets an General Garibaldi selbst zu wenden, und so begab ich mich bald nach meiner Ankunft in St. Angelo nach der Stelle, wo er sich am häufigsten aufhielt. Am Ende des Ortes, an einer Pforte, die nach der Straße über den Monte Cifato sührte. befand sich ein Posten, commandirt von einem Major. Hier mußte ich mich documcntiren. Nach einigem Hin- und Herreden wurde ich durch­gelassen. Mit mir waren zwei Bauern, die zu ihrem Vieh wollten. Der Major begleitete uns, da die Bauern ohne persönliche Erlaubniß des Gene-