474
gegangen"; „er stürzt kopfüber wie in Raserei"; „er macht die Tribüne zur Stätte eines Deliriums" u. s. w. — das Alles hatten wir erwartet und wollen mit dem Ton nicht weiter rechten. So angegriffen zn werden, kann Vincke nur lieb sein; denn wenn man vorher mit seinem Angriff unzufrieden war, so stellt sich jetzt natürlich Jeder auf seine Seite.
Aber Eins haben wir nicht erwartet, und wir trauten unsern Augen nicht, als wir es lasen: die Geschichte mit dem Landrath a, D. Im Anfang schien uns die Stelle reiner Unsinn zu sein, und — wir wollen nocb jetzt hoffen, daß dieser erste Eindruck uns nicht getäuscht hat. Denn sollte in der Stelle: „wie sehr er sich gestern auch mit seinen rettenden Thaten und mit seiner monarchischen Gesinnung gebläht hat, er bleibt deshalb doch Landrath a. D-," sollte in dieser Stelle wirklich die Insinuation liegen, daß Vincke deshalb Waldcck angegriffen habe, um sich bei Hof beliebt zu machen und eine Stelle zu erhalten, so finden wir keine Worte für diese bodenlose Gemeinheit! Glücklicherweise wäre die Insinuation ebenso lächerlich als gemein. Wir wollen lieber annehmen, daß der Verfasser wirklich Unsinn geredet hat, daß er seinem Gegner „Landrath a. D!" nachschrie, wie man Einem „Kahlkopf!" oder „lahme Ziege!" nachruft, wenn einem grade nichts Besseres einfällt.
In früheren Zeiten hat doch die Nationalzeitung, und zwar mit unserer vollständigen Beistimmung, einem Theil, unserer speciellen Parteigenossen gegenüber die Behauptung aufgestellt: der preußische Landtag habe nicht die Aufgabe, Candidatcn für Minister- nnd andere höhere Veamtenstellen zu liefern, sondern jedem Ministerium gegenüber, gleichviel welches es sein möge, die Rechte und Interessen des Volkes zu wahnn. Wenn sie noch heute dieser Ansicht ist, wie wir hoffen, so muß es ihr ja gerade hockst erfreulich sein, daß ein unabhängiger Mann von Einsicht und Entschlossenheit ein Amt verschmäht uud rücksichtslos die schöne Aufgabe eines Volksvertreters erfüllt. Und daß Vincke diese Einsicht besitzt, daß er in der Hauptsache für den gegenwärtigen Augenblick das Nichtige will, das wird doch die Nationalzeitnng nicht in Abrede stellen wollen, da sie ihm bis jetzt so ziemlich in allen Punkten beigepflichtet hat.
Wenn sie serner dem Volk empfiehlt, für den nächsten Landtag einen Hanswurst zu wählen, der darauf dressirt werden toll. Vincke zu widerlegen, ^ verdient dieser Vorschlag Erwägung. Wir haben bis jetzt entschieden den Grundsatz ausgesprochen, daß jeder tüchtige Mann, der die freiheitliche Entwicklung Preußens zu fördern verspricht, gewählt werden soll, gleichviel ob er früher Demokrat oder Gothaer war. Jetzt müssen wir doch einige Vorsicht empfehlen; wir müssen daraus dringen, daß jedem Candidaten, den dieNatw- nalzeitung empfiehlt, die Frage vorgelegt werde: ob er auch nicht etwa jener Hanswurst ist, der gegen Vincke dressirt werden soll?