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welcher die Aufsicht über ihre Küche führte, mehre Köche unter sich hatte, noch können die Fasten sehr lästig gewesen sein, an denen der Kellermeister den Brüdern bis auf zehn Gerichte verschaffte; auch wußten sich die Mönche zu helfen, wenn ihnen der gewöhnliche Tisch nicht behagte: sie schvssen dann Geld zusammen und rcquirirten dafür aus der Umgegend die Bestandtheile einer soliden Mahlzeit.
Dafür kamen aber auch mitunter schlimme Zeiten für die Mönche; im Jahre 1218 lastete eine Theuerung so schwer auf der ganzen Umgegend, daß sie, wie der Chronist mit Schaudern erzählt, einmal sogar aus Mangel an Brod ungegessen zu Bett gehen mußten. Hatten sie früher gemurrt, wenn ihnen einmal Roggenbrod vorgesetzt wurde, so mußten sie jetzt Gersten- und Haferbrod essen lernen, und der ganze Unterhalt war so knapp, daß sie — es ist schrecklich zu sagen — an Festtagen mehr als einmal weiter nichts als in Bier aufgeweichtes Brod oder warme Hefe bekamen, ein Gericht, über das. wenn es nicht Hefenklöse waren, es schwer sein möchte eine deutliche Anschauung zu gewinnen.
Wenn sich die Mönche Ausschreitungen der oben erwähnten Art gestatteten, so gehörte dies allerdings schon zu den Vorboten eines beginnenden Verfalls, die sich bald in bedenklicher Weise mehrten. Nicht den kleinsten Theil der Schuld daran trug der Mangel an ausgezeichneten Vorstehern. Das Recht, diese zu wählen, stand zwar dem Convent der Mönche allein zu, aber wie so oft unter ähnlichen Verhältnissen, gaben nicht hervorragende Befähigung und Tüchtigkeit, sondern meist äußerliche Rücksichten dabei den Ausschlag, oder es machte sich ein fremder Einfluß geltend, der selbst List und Betrug nicht verschmähte, um sein Ziel zu erreichen. Im Jahre 1151 hatten die Mönche einen Canonicus Arnold zu ihrem Oberhaupte gewählt, gegen den Wunsch des Markgrafen Kornrnd, der lieber einer gewissen Elkchard zu dieser Würde erhoben gesehen hätte. Der Erzbischof Wichmann wußte Rath. Als der Neugewählte zu ihm nach Giebichenstcin kam, um aus seiner Hand die Bestätigung ZU erhalten, stellte er ihm vor, daß der Markgraf seine Wahl nicht gern sehe, und rieth ihm, er möge zum Scheine seine Unzulänglichkeit zu dem Amte und seine Bereitwilligkeit, es niederzulegen, erklären, das werde ihm des Markgrasen Wohlwollen gewinnen und derselbe dann weiter keinen Einwand gegen seine Bestätigung erheben. Ohne Arg folgte Arnold dem Rathe, sogleich aber erklärten die beiden Fürsten ihre hohe Befriedigung über seinen Entschluß und Ekkehard erhielt das Amt. Aber gerade unter diesem nahm der Verfall der Zucht rasch überHand, zumal da er in den letzten fünf Jahren seines Lebens der Hinfälligkeit seines Körpers zu Liebe eine Pnvatwohnung außerhalb des Klosters bezog. Sein Nachfolger hieß Walter. Während dieser im Jahre 1199 in Geschäften des Markgrafen vom Kloster abwesend war, fand, ein Theil der
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