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Klosterleben im Mittelalter.
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All

Immunitäten, die wirklichen Einkünften gleich zu achten waren. Alles Schen­kungen frommer Christen zum eigenen oder geliebter dritter Personen Seelen­heil. Zinsen und Renten in baareur Geld, Zehuten von Feldsrüchten oder von Heerden, der Zoll auf gewissen Straßen, der Ertrag von städtischen Badstuben oder Fleischbänken, Markt-und Zvllfreiheit für ihre eigenen Bedürfnisse, Alles floß in buntestem Allerei den Klöstern zu. Das Nonnenkloster zu Freiberg halte sogar das von der Erzwäsche in den leinenen Säcken zurückbleibende Erz mit " den Säcken selbst zu bekommen. Corvey, die reichste Abtei in Sachsen, war von allen Diensten an das Reich befreit, und wo sie anderwärts geleistet wurden, standen sie doch meisteutheils außer Verhältniß zu der Höhe der Einkünfte. Die Kirche that Alles, um diesen in der ganzen Zeit liegenden Hang zur Freigebig­keit zu nähren, besonders indem Päpste und Bischöse allen Förderern und Wohl­thätern dieses oder jenes Klosters durch besondere Briefe Ablaß verhießen.

Aber gerade dieser ungeheure Reichthum wurde das Verderben der Klöster. Zuvörderst reizte er die Habsucht der weltlichen Großen, bis sie die Scheu von der Heiligkeit seiner Besitzer überwog, und viele Klöster mußten sich in ihrer Wehrlosigkeit die schreiendsten Unbilden gefallen lassen. Wenn Papst Jnno- cenz der Vierte im Jahre 1245, in der Zeit also, wo immer ärgere Gesetzlo- sigkeit im deutschen Reiche einzureihen begann, kraft seiner apostolischen Auto­rität verbietet, daß Niemand innerhalb der Umfriediguugeu oder Wirthschafts­gebäude des Kloster's Marienthul in der Lausitz einen Raub oder Dicbstahl zu begehen, Feuer anzulegen, Blut zu vergießen, Menschenraub, Todtschlag oder andere Gewaltthat zu übe» sich unterfangen solle, so nimmt sich das für uns, die wir den Schutz gegen solchen Friedeusbruch nicht als das Borrecht Ein­zelner anzusehen gewohnt sind, wunderlich genug aus, für jene Zeit beweist es ttber ebensowol, daß man den Klöstern einen besonderen Anspruch auf Scho- uung zugestand, als auch, daß sie nicht immer stattfand. Ein Jahr später klagt derselbe Papst:Nicht ohne Schmerz des Herzens und die größte Betrüb­niß haben Wir in Erfahrung gebracht, daß an vielen Orten das geistliche An­sehen so gesnnken ist, daß die Klöster, und besonders diejenige», welche dnrch Privilegien des päpstlichen Stuhles mit großen Freiheiten bedacht sind, von ihren Feinden Angriffe und Beraubungen zu erdulden haben, während kaum jemand zu finden ist, der ihnen seinen Schutz angeoeihen ließe und um die ^nfchuld der Armen zu behüten sich als eine Mauer der Vertheidigung entge­genstelle." Befehdungen von Klöstern waren nichts Seltenes. Im Jahr 1287 ^theilte der Erzbischof von Mainz dem Kloster Sornzig eine besondere Jn- bulgenz, weil es durch die Einbrüche von Räubern und andern Uebelthätern u» die größte Dürftigkeit gerathen war; 3V Jahre später legte Markgraf Diez- ">a»n das Kloster Pegau iu Asche.

Dahin hätte es aber freilich nicht kommen können, wenn nicht die Achtung