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Nationalgetränke zu brauen. Steub, allem Anschein nach ein Kenner, legt „seinen Lorbeerkranz auf das ehrenreiche Bräuhaus zu Tegernsee, wo der uneigennützige Königösohn (Prinz Karl) eine lautere Quelle strömen läßt, an der sich im Sommer alle deutschen Völker vom Aus- und Niedergang, alle politischen Parteien mit Dank und Verehrung laben, Großdcutsche und Gvthaer, wie die zukunftsvollen Anhänger der Trias, ja selbst die Demokraten, insofern man bei der letzten Volkszählung überhaupt noch Anhänger dieser widerwärtigen Sekte gesunden haben sollte."
Das frischeste und tüchtigste Volk im gebirgigen Theil Altbayerns findet Steub in dem Lande zwischen Jnn und Jsar. nördlich bis an die Mangfall, namentlich aber in dem Landgericht Miesbach und im Tcgernseer Gebiet. Die Leute dieser Gegenden sind groß, schlank, ost von sprechendem Gesichtsausdruck, ihr Auge hell und keck, ihre Sprache rasch, häusig begegnet man unter ihnen gesundem Mutterwitz. Sie sind fleißig und anstellig, begreifen leicht und behalten fest. Im Allgemeinen friedlicher Natur, sind sie doch nicht frei von Leidenschaftlichkeit, die mitunter heftig losbricht, sich aber auch schnell wieder begütigen läßt. Meist wohlhabend, genießen sie ein bequemes Dasein, was ihnen allenfalls auch einen leicht zu ertragenden Bauernstolz einflößt. Wie aller Unfug hier am fleißigsten cultivirt wird (das später zu erwähnende „Haberfeldtreiben" hat hauptsächlich hier seinen Sitz, und gesallne Mädchen sind in diesen Gegenden keine Ausnahmen, eher die Regel), so auch jede schöne Seite des Berglerlebens, namentlich Zitherspiel, Dichtkunst und Gesang.
Aehnliches berichtet Steub von den Bewohnern der schönen Landschaft am Miesenbach, vorzüglich von den Dörfern Eisenarzt, Rupolding und Zell. „Das Volk ist schön und groß, die Weiber namentlich hochgebaut und voll, tüchtige, fruchtbare Mütter. Sie sind meist mit guten Talenten ausgestattet, lernen leicht in der Schule, lesen sogar die Zeitungen mit Verstand, sind gutmüthig, frisch, munter und liederreich, nicht ohne Sinn für unabhängiges, selbständiges Wesen."
Ebensalls zu dein reinsten Md besterhaltcnen Schlag der Bajuvaren gehören die an schwäbische Landschaften grenzenden Jachenauer. Sie sind schön und zierlich gebaut, kräftig und beweglich. Auch die Mädchen zeigen sich in den Jahren der ersten Jugendblüte hübsch und einnehmend. Es> herrscht unter ihnen viel Wohlstand, Die Häuser werden sauber gehalten. Friedlicher Sinn und Uneigennützigkeit sind allgemeine Tugenden. Man hält auf den Schulunterricht. Geschlechtliche Vergebungen sind selten. Man beweist nicht nur den Kindern, sondern auch den Eltern Liebe. Die altersschwachen „Aus- träglcr" werden mit Milde und Achtung behandelt, nicht wie anderwärts nur zu oft mit Härte und Rohheit.
Bei Weitem weniger Erfreuliches ist von den Berchtesgadnern und dem