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Die londoner Presse.
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es. daß es noch andere Mächte gibt. Die Times glauben an Freiheit und Fortschritt. Wenn sie aus der Vertheidigung beider vor allem auch ein Geschäft machen, so beweist das nicht das Geringste gegen die Aufrichtigkeit ihrer Advocatnr. Wenn hundert und aberhundert Einzelfälle dagegen sprechen, so vergesse man nicht, daß das Papstthum die Türken und Richelieu die Pro­testanten unterstützt hat. Daß Transactionen (nach außen hin) von bedenk­lichem Charakter vorkommen, ist möglich, aber kaum wahrscheinlich und jeden­falls nicht erwiesen. Sollte es aber der Fall sein, so würde das in das Kapitel jener halben, schwankenden Beeinflussungen gehören, die zwar zu allen Zeiten stattgefunden und dem Beeinflußten niemals Ehre gebracht haben, zu­gleich aber den Geschichtsforscher in Zweifel darüber lassen, ob nicht mehr eine Dupirung des Einfluß Uebenden als ein Verrath des Beeinflußten an den Interessen seines Landes vorliege.

Die Times, gleichviel was sie in alten Tagen gewesen sein mögen, sind jetzt ein Aciienunternehmen. Darüber werden, so viel ich weiß, keine Zweifel unterhalten. Aber über die Zahl und die Vertheilung der Actien weichen die Meinungen wesentlich von einander ab. Die einen sprechen von nur zwölf, die andern von sechszig und noch mehr Actien. Lassen wir indessen Zahl und Vertheilung. wenigstens die exacte Feststellung beider, auf sich beruhn, und begnügen wir uns mit der Notiznahme, daß, einer ziemlich allgemeinen Ansicht nach, John Walter, die Orleans (der Herzog von Aumale) und Baron Rothschild als die vorzüglichsten, wenn nicht als die alleinigen Actieninhaber gelten. Einige nehmen dabei an. daß die Walters immer eine Actienmajorität, wenn auch eine schwache nur, in ihren Händen festznhalten suchten, um sich aus die Weise leicht und natürlich den entscheidenden Einfluß zu sichern; andere hin­gegen sind der Meinung, daß seit Einführung und wachsender Verbreitung der Pennyblätter der gegenwärtige John Walter selbst diese schwache Majorität auf­gegeben, aber Arrangements getroffen habe, um trotz alledem, frei und unbeein­flußt, den politischen Cours des Blattes bestimmen zu können. Man hat aus der anti-imperialistischen Haltung der Times schließen wollen, daß sich dieselben mit Rücksicht auf den starken Actientheil der Orleans haben verleiten lassen, ihr selbständiges Urtheil, ihre freie Bewegung aufzugeben; man ist weiter ge­gangen und hat aus diesem falschen Zug auf dem politischen Schachbrett das Erlöschen eines früheren richtigen Jnstincts beweisen und den unausbleiblichen Sturz vorhersagen wollen. Gewiß mit Unrecht. Wenn es wirklich der Ein­fluß der Orleans oder mit anderen Worten eine bloße Geschäftsrücksicht wäre, die den Times seit dem 2. December 18dl ihre politischen Züge und insonderheit ihre Haltung gegen das imperialistische Frankreich vorgeschrieben hat. so würden sich die Times bei diesem Einfluß aufrichtigst zu bedanken haben. Meine Meinung von der Sache ist. daß die Times in ihrer Oppo-