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Die londoner Presse.
Seite
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ist ein Factum, über das es nutzlos wäre, hier weitere Worte verlieren zu wollen. Ebenso wenig möchte ich hier den alten Streit aufnehmen, ob es für eine Zeitung gerathener und ehrenhafter sei, ein Princip in aller Intaktheit aufrecht zu erhalten, oder ob es sie besser kleide und ihr mehr zum Verdienst ge­reiche, sich den unerbittlichen Thatsachen gegenüber zu accommodiren. Diese Frage mag immerhin in suspenso bleiben; ihre allgemeine Beantwortung, so oder so. würde doch keinen Maßstab für die Beurtheilung der Times ab­geben. Die Times sind nun mal kein Blatt wie andere Blätter. Wie es eine Zeit gab, wo man vonAusnahmemenschen" zu sprechen liebte, so sind sie das Ausnahmeblatt. Sie haben Anspruch darauf, mit ihrer eignen Elle gemessen zu werden. Ob ihr Ruf und Ruhm ein künstlich unterhaltener ist. ist gleich- giltig; so lange er da ist. ist er ein Factum und hat genau so viel Macht und Stärke, wie der Glaube stark ist, der freiwillig eine räthselhafte Machtfülle auf sie überträgt. Diese Machtfülle erhebt die Times nicht nur weit über andere Blätter, sondern schafft einen andern Sittencodex für dieselben. Sie hat die Macht, den Einfluß, die Bedeutung eines Staats, und jede Art freier Action. die Staaten für sich in Anspruch nehmen, bildet ebenso ein natürliches Vor­recht der Times. Das Blatt fühlt seine Kraft und handelt danach. Einer Redaction, um deren Gunst und Bündniß sich die größten Staaten beworben haben, wie man sich seiner Zeit um die Gunst des ersten Napoleon bewarb, ist kein Vorwurf daraus zu machen, wenn sie sich schließlich selber als Groß­macht fühlen lernt und Politik macht nicht nach einem Parteiprogramm, nicht diesem oder jenem Princip zu Liebe, sondern mit alleiniger Rückficht auf das. was sie als ihr eignes und als das allgemeine Wohl zu erkennen glaubt. Daher die immer wieder und wieder gerügten Inconsequenzen. daher das im Stichelassen alter Freunde, um sich im selben Augenblicke mit denen zu ver­binden, die sie noch eben auf's Bitterste bekämpfte. Jeder, der die Times lieft, wird bemerkt haben, daß sich ihre Leitartikel nicht die geringste Mühe geben, solche Ucbergänge aus einem Lager in das andere zu vermitteln. Man will nichts cachiren und operirt prunkhaft und rücksichtslos, weil man das Recht in sich fühlt, so zu thun. ' Wer Anstoß daran nimmt, hat sich nie klar gemacht, was die Times sind und nicht sind. Gemäß ihrer Machtstellung schließen sie Allianzen und lösen sie; politische Raison ist ihr Gesetz und ihre Moral. Wenn man diesem allem gegenüber hervorheben will, daß jeder Staat, aller freien Wahl und Bewegung zum Trotz, doch schließlich instinctiv ein be­stimmtes Princip vertreten muß, wenn er nicht über kurz oder lang zu Grunde gehn will, so darf man mit gutem Gewissen behaupten, daß es an einem sol­chen letzten unverrückbaren Fundament auch den Times nicht gebricht. Man hat von ihnen gesagt:sie glauben an gar nichts, als an die Macht des Geldes." Das ist einfach nicht wahr, weil es nicht wahr sein kann. Jedermann weiß