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meisten interesfirt. Wir meinen das Verhältniß der celiische» Bevölkerung zu den Engländern. Man weiß, daß der Geist der Weißburschcn und Eichenherzen noch nicht ganz ausgestorben, daß der Kampf des Celten mit dem Sachsen noch nicht völlig zu Ende ist, daß der Sachse zwar immer gesiegt hat, wenn er mit dem Celten um Leben, Eigenthum und Cultur rang, daß er Irland aber doch noch nicht ganz besiegt hat. Erst vor zwei Jahren wurde . eine Verschwörung entdeckt, die gegen die englische Herrschaft gerichtet wär, und erst in diesen Tagen überreichten irische „Patrioten" dcm französischen General Macmahon einen Ehrendegen, mit dem er bei Gelegenheit sich sein Königthum auf der Smaragdinscl zurückerobern sollte. Indeß auf solche Kundgebungen hin eine mit Napoleons Hilfe zu bewirkende „Befreiung" Irlands von der britischen Obmacht zu hoffen oder, wenn man will, zu fürchten, wäre thöricht, und wenn jene Deputation an den zukünftigen König der Iren von deutschen Regierungen als Hochverrath bestraft worden wäre, so konnte die englische sich begnügen, sie als Lächerlichkeit zu behandeln.
Wir folgen jetzt dcm Verfasser nach Limenck, um uns von ihm zunächst durch die Stadt führen und uns dann ein Beispiel von irischem Patriotismus zeigen zu lassen.
Limerick liegt am Shannon, dem König der irischen Ströme, der, breit sich öffnend wie ein Meer, die großen Provinzen Leinster und Connaught trennt und die großen Seen in Mittelirland mit dcm atlantischen Ocean verbindet. Einer von den Armen des Flusses, der SalmomNiver trennt es in zwei noch immer scharf geschiedne Hälften: in die irische und in die englische Stadt. Schvu die letztere macht keinen wohlthuenden Eindruck, namentlich wenn der Reisende aus dem Osten herkommt. Die Häuser sind unansehnlicher, die Straßen stiller und kahler als dort. Uebcrall bemerkt man, daß das Uebergangsstadium aus irischer Nachlässigkeit und Unsauberkeit zu englischer Energie und Reinlichteitsliebe hier noch nicht durchmessen ist, daß der frische, freudige Arbeitstrieb, der England groß gemacht hat, noch großentheils mangelt. Dennoch ist es ein Abstand wie von Tag und Nacht, wenn man mit dieser englischen Hälfte die irische vergleicht. Der Verfasser sagt:
Die ganze Verkommenheit, den ganzen Schmutz, die ganze Fäulniß des irischen Wesens sollte ich mit einem Blicke überschauen. Es war Sonnabend- Nachmittag und die irische Stadt war voll vom Marktgewühl des gemeiuen Volles. Die Haupt- und Geschäftsstraße derselben. Irislr Iowa ^Varä, voll von Menschen und Kleinhandel, trug mir sogleich das wüste Geschrei und den unbeschreiblichen Gestank entgegen, welche das krasse Elend zu verbreiten pflegt. Die Häuser, die hier stehn, sind massige Höhlen, in deren Untergeschossen sich Magazine voll ekelerregender Speisen befinden. Häringstonnen. mit schmutziger Brühe übergössen, sind vor die Thüren gestellt; schimmlige Schinkenschnitte