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übrige Deutschland erschwere ihm dahinzielendcs Handeln durch sein Mißtrauen, sicher weit mehr Berechtigung. Glauben wir statt zu zweifeln, geben wir uns hin, statt zu mäkeln, und es wird sich durch die Wechselwirkung zwischen der Nation und der mächtigsten ihrer Negierungen eine Schwung- und Schlagkraft entwickeln, mit welcher gerüstet, wir iu Bezug auf unsre Interessen in Trans- albiugicn mit viel größerer Begründung das zuversichtliche Wort des italienischen Patrioten nachsprechen können: „Wir wollen Herr sein in unserm Hause, mögen die Allmächtigen der Erde es wollen oder nicht wollen!"
Das Ende der Bombonenherrschast in Neapel.*)
Neapel, am 7. Sept. 1860.
„Don Liborio" — so fragte im Juni dieses Jahres den eben zum Minister des Innern ernannten altliberalen Advocaten Romcmo einer seiner ehemaligen Clienten, „wen werden Sie jetzt verrathen, den König oder Gari- valdi?" — „Aber," antwortete Nomano, „ich bin ja jetzt constitutionellcr Minister!"
Diese Unterhaltung fand im Cafe d'Europa statt, dem am Zusammenstoß der Toledo- und Chiajastraße dem Largo di Palazzo gegenüber so herrlich gelegenen Caffeehause, dem stets brodelnden Heerde der politischen Umtriebe Neapels, seit diese nicht mehr das Dunkel der Verborgenheit zu suchen brauchen. Liborio Nomano hatte ebenda noch vor wenigen Wochen eine Collecte sür Garibaldi in Circulation gesetzt, auf welcher außer dein seinigen noch die Namen mehrer seiner späteren Kollegen im Cabinet des constitutio- nellen Königs verzeichnet standen.
Ein lautes Gelachter von den Marmortischen rings umher erschallte auf diese verlegenen Worte des alten Verschwörers, welcher, theils nm sich der unangenehmen Lage zu entledigen, theils wohl auch um über seines Herzens
") Mittheilungen eines preußischen Diplomaten, die wir als Gegenstück zu den enthusiastischen Beschreibungen geben, welche uns bisher von dem 7, September in Neapel, namentlich von den englischen Blättern, geliefert wurden. Die hier und da durchscheinende politische Ansicht ist selbstverständlich nicht die unsere. D. Red.