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lichen Botschafter nach München, dem es endlich gelang, im Februar 1680 jene Verbindung zu Stande zu bringen. Nach gleichzeitigen Gesandtschaftsberichten vertrat er dort seinen Herrn mit all der Anmaßung, welche die damaligen französischen Residenten charakterifirte. Die kurfürstlichen Gesandten beschwerten sich, daß' er in seinem Hause keinen von ihnen, wie früher geschehn war, die Oberhand ließ, sondern dieses nur den Gesandten der gekrönten Häupter zugestand. Auch in andern Dingen wurden bayrische und fremde Diplomaten fortwährend verletzt. Dem Kaiser war bange geworden, als er von diesen Dingen gehört hatte. Er hatte, um sich nichts zu vergeben, ohne besondern Grund noch einen außerordentlichen Botschafter nach München geschickt, der seinen gewöhnlichen Residenten unterstützen sollte. — Der Graf von Lobkowitz kam mit 30 Personen und 30 Pferden nach München, „ein junger, braver, wohlgestalteter Cavalier," wie es in einem Gesandtschaftsbcrichte heißt, „dessen gutes Exterieur ihn schon recommandirt hat." Weiterhin heißt es: „Er wird hier einen trefflichen Staat führen — es soll dieser Cavalier zwar jung, aber sehr qualisicirt und dabei ein großer Spieler sein/' Dem sei. wie ihm wolle, dem französischen Gesandten wirkte er entgegen und hatte daran Antheil, daß sich Colbert mit dem Verlöbniß der Prinzessin mit dem Dauphin begnügte, ohne die von Ludwig gestellten Bedingungen durchzusetzen. Als Colbert in der Abschiedsaudienz so unverschämt war, zu äußern: „der König von Frankreich hoffe, man werde wegen der jetzigen Verbindung aller Zeit mit seinem königlichen Hause in einer - guten Intelligenz leben und er hoffe nicht, daß der Kurfürst eine Heirath schließen und eine Prinzessin wählen werde wider des Königs Willen und Genehmhaltung," so erhielt er die Antwort: „Man wollte zwar bemüht sein, mit Ihrer Majestät in gutem Verständniß zu stehn, sich aber fernerhin in keine verbindliche Alliance einlassen und das Geringste nicht versprechen und es Kurs. Durchlaucht Disposition überlassen, wohinSie deroAffection wenden wollten und würde Derselben nicht zugemuthet werden können. Jemand deßwegen zu consulircn."
Diese Verbindung mochte zunächst der Prinzessin einige Befriedigung verschaffen, denn sie schreibt nach der Hochzeit an ihren Bruder, den Kurfürsten: „Ich muß dem Herrn Bruder meinen glücklichen Zustand überschreiben und absonderlich die Vergnügung, welche ich die Aschmittwochcn Nachts gehabt habe, commnnicircn, da der Monsieur le Dauphin 12 Stunden bei mir geblieben." Aber Ludwig hatte zunächst keinen Vortheil, da der Kurfürst sich bald daraus mit einer Tochter des Kaisers vermählte und bis zum östreichischen Erbfolgekriege mit dem Kaiser dem König von Frankreich entschieden entgegentrat. Erst der Tod des Königs von Spanien machte den Kurfürsten zum Bundesgenossen des Königs von Frankreich.
Wir lassen jetzt die Beschreibung der Reise der Prinzessin Maria Anna, der Braut des Dauphins von München bis zur französischen Grenze folgen.