Roger Bncon.
I'r. Rogeri LclLon Opera ciu^säs-m baetenus insüiter.
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Man hielt es einst Dr. Johnson vor, das; er selten etwas Gutes von andern Menschen sage. „Das ist nicht meine, sondern eure Schuld," antwortete der Doctor, „denn da ihr die Verdienste unserer Landsleute gewöhnlich übertreibt, imch ich sie herabsetzen, um sie auf das Maß der Wahrheit zurückzuführen." Wir befinden uns mit Rücksicht auf Roger Bacon zu», Theil in einer ähnlichen Lage. Wir können nicht in das traditionelle Lob seines angeblich weit über seine Zeit erhabenen Geistes einstimmen. ,Bacon war ein Mann von großen Anlagen und zugleich von engherziger Beschränktheit, ein Freund der Wahrheit und ein Anhänger der Lüge, kurz ein bizarres Gemisch von Tugenden und Lastern, das den „Menschenfreund" tief kränkt, für den Beobachter menschlicher Natur aber besondern Reiz hat. Bevor wir von seinen Werken sprechen, müssen wir einiges über sein Leben sagen, denn sein persönlicher Charakter tritt auf jeder Seite in seinen philosophischen Schriften hervor.
Roger Bacon war wahrscheinlich im Jahre 1214 zu Jlchester in der Grafschaft Somerset geboren. Er wurde früh für die gelehrte Lausbahn bestimmt. Der Ruhm, den man sich durch Gelehrsamkeit erwerben konnte, war damals unbegrenzt; der Einfluß berühmter Lehrer nicht nur auf die Jugend eines Landes, sondern ans die ganze katholische Christenheit und selbst auf die Ungläubigen sehr bedeutend. Die Araber standen von Spanien aus in engem wissenschaftlichen Verkehre mit dem übrigen Europa. Ein großer Gelehrter war ein Held und Kämpfer für die Ehre seines Landes und seiner Religion. Außerdem standen sich die Magister auch in pecuniärer Hinsicht nicht schlecht. Die Schüler bezahlten ihre Lehrer. Wer also Hörer in großer Grenzboten III- 1860. 11