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eine neue Koalition fallen. Wir trauern über die jetzige Schwäche Englands, das unter dem unfähigen Lord John Russell und dem mitschuldigen Lord Palmcrston, sein Erstgcburtsrccht für das Linsengericht des Handelsvertrages verkauft zu haben scheint, wie sich neulich der Abgeordnete Dunker treffend ausdrückte, wir bcklageu die Schwäche der preußischen Politik, welche^ nur in schön geschriebenen Depeschen sich die Freiheit der Entschließungen vorbehält und nicht zum Handeln kommt, wir wissen, daß wir von Oestreich nichts zu erwarten haben, und wissen was wir von Rußland zu erwarten haben, und doch treten wir dem bei, was kürzlich in diesen Blättern mit überzeugender Bercdtsamkeit ausgeführt wurde, daß Napoleon III. bereits den moralischen Höhepunkt seiner Macht überschritten habe und die Ereignisse nicht mehr beherrsche, sondern durch sie gedrängt werde auf den abschüssigen Weg hinab, der zu seinem Sturze führt. Der Glaube an sein Wort ist gründlich zerstört, die Nation, welche einzig fähig sein sollte einen Krieg für eine Idee zu führen, raubt Savoyen und Nizza, die feierlichen Zusagen au die Schweiz sind gebrochen, das Recht der Gewalt tritt offen an die Stelle des Rechtes der Verträge, und der Constitutionncl erklärt, damit Europa ruhig sein könne, müsse Frankreich befriedigt sein. Die Völker und Regierungen wissen jetzt, wcsscn sie sich zu versehen haben, und dem gegenüber wird das Gewebe von Trugschlüssen, durch das der Pamphletist zu beweisen sucht, wcshälb England sich weder mit Oestreich noch Preußen noch Nußland gegen Fankreich cvaliren könne, wie Spinneweben zerreißen.^)
Prcußcu wird vorläufig noch geschmeichelt und die Hegemonie in Deutschland, I'obM äs Lon Ambition ötsruellL ihm lockend verheißen, Frankreich will das großmüthig zulassen, „xourvu hue sos krontie-res soieirt aussidiEir Zaran- tivs äu Lvtö clu Rlrin, hu'sllos I<z sont m g,iirt,sira,nt, Äu oötö äss ^.Ixes." Dieses Anerbieten ist ganz natürlich. Napoleon III. liebt nicht wie sein Oheim den Krieg um fcincr selbst willen, sondern braucht ihn nur, wenn er unab- wcislich nothwendig zum Zweck ist. Sein Bestreben ist, womöglich durch Unterhandlungen zum Ziele zu kommen und wir zweifeln nicht, daß er Preußen gerne nicht nur Hannover, sondern auch Schleswig-Holstein für das linke Nheinufcr geben würde. Aber wir glauben, wir würden selbst Hrn. v. Mantcnffel und seincn Gesinnungsgenossen Unrecht thun, wenn wir glaubten, daß irgend ein preußischer Minister auf eiucn Handel eingehen könnte, der Preußens Zukunft in Deutschland vernichten würde, und die Dynastie, die sich mit Frankreich verbündete, wäre gerichtet.
Wenn wir also auch mit Sicherheit hoffen, daß das besprochnc Pamphlet schon durch sich selbst die ihm gebührende Bedeutung finden wird, so ist es doch das Amt der deutschen Presse, unablässig gegen die Gefahren der französischen Politik aufzurufen, und je heftiger sich der Constitutionncl gegen die deutsche Presse ereifert, desto besser wird sie ihre Pflicht erfüllt haben. V.
") Um nur ein Beispiel der leichtfertigen Unkenntnis; des Verfassers zu geben, bemerken wir, absehend von dem, was er über de» Zollverein vorbringt, daß nach ihm der König von Preuße» zwar der Revolution widerstehen wollte, inais a,u mc>i8 äs 5sc>vör»br<z 1343 l'«ir>«uts so äc-eliu's sn ^sriris-neneo et obtioirt cl'g,utorits Itr cou8t.ituiion elu 5. Oöeembre > I
Herausgegeben von Gustav Frcytag und Julian Schmidt. Verantwortlicber Redacteur- Dr. Moritz Busch Vertag von F. L, Herdig — Druck von C. E. vtberi in Leipzig.