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einer Flotte von 20 Segeln angegriffen und nach tapferm Widerstand überwältigt und verbrannt. Garibaldi war der einzige Officier, welcher diesen Unfall überlebte. Er hatte sich bei dem Treffen sehr ausgesetzt, und in gleicher Weise hatte seine Frau, Anna, eine feurige Tochter des Landes, sich lebhaft am Kampfe betheiligt. Seit wenigen Wochen mit ihm verbunden, hatte sie ihm in allen Gefahren zur Seite gestanden. Sie feuerte bei jenem letzten Seetrcffen der Republikaner den ersten Schuß ab. Ihr dankte man die Rettung der Munition vor Verbrennung der Flotillc. Sie leistete, als ihr Gatte nach Verlust seiner Schiffe als Guerillasührer weiterkämpfte, auch zu Lande die besten Dienste als Soldat, Adjutant und Späher.
„Eines Tages" — so liest man in Garibaldis Aufzeichnungen — „fiel sie in die Hände des Feindes. Sie entfloh und legte, allein und größten- theils bei Nacht, einen Weg von 60 Miglien durch die Bergwälder der Sierra de Esquinasso zurück. So kühn und achtunggebietend war ihre Haltung, daß die Räuber vor ihr wichen und erklärten, von einem überirdischen Wesen verfolgt worden zu sein. Sie ritt ein halbwildes Pferd, welches sie in einem Gehöft verlangt hatte, wo man sonst selbst für gutes Geld Niemandem gefällig war. So sprengte sie hin über Felsen und gebrochenen Grund durch die stürmische Nacht beim Leuchten von Blitzen. Eine am Fluß Cauvas aufgestellte Vcdette von vier feindlichen Reitern floh vor ihr wie vor einem Waldgespenst. Der Fluß war durch Regengüsse zum reißenden Strome geworden, aber kein Hinderniß für das muthige Weib. Sich an den Schweif ihres Pferdes haltend, schwamm sie unerschrocken durch die schäumenden Wellen. Fünfhundert Schritt hatte sie auf diese Weise zurückzulegen. Ein Glas Kaffee war vier Tage hindurch di^e einzige Nahrung der einsamen Wandrerin."
Von den Freuden häuslichen Glückes bekam Garibaldi unter so bewand- ten Umständen wenig zu genießen. Sein erstes Kind wurde unter den Schrecken eines unglücklichen Feldzuges geboren. Es war erst drei Monate alt, als die ausgehungerten Republikaner vor der Uebermacht der Gegner einen beschwerlichen Rückzug von neun Tagen anzutreten hatten. Garibaldi trug bei demselben da. wo schwierige Stellen oder Flüsse zu passiren waren, das Kind in einem Taschentuch, welches er sich um den Hals befestigt hatte, und versuchte es mit seinem Athem zu erwärmen. Der Knabe lebt noch und hat seinen Vater, nachdem er un vorigen Jahre in Oberitalien an seiner Seite gegen die Oesterreicher gckämpft, jetzt nach Sicilien begleitet.
Nach beendigtem Kriege ging Garibaldi nach Montevideo, der Hauptstadt des Staats Uruguay. Um seinen Besitz auf dem Wege dahin bequem und mit Vortheil fort bringen zu können, legte er ihn in einer Vieheerde an. Aber das Glück wollte ihm nicht wohl. Beim Uebergang über einen Fluß verlor er die Mehrzahl seiner Ochsen, und die übriggebliebenen waren bei