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Der Schluß des Landtags.
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Der Schluß des Landtags.

Von der preußischen Grenze.

Wenn auch Meinungsverschiedenheiten über wichtige Fragen stattfinden, in Einem Gefühle sind ich spreche es mit hoher Genugthuung aus alle deutschen Regierungen . . mit Mir . . . einig, in der unerschütterlichen Treue für das gemeinsame Vaterland und in der lebendigen Ueberzeugung, daß die Unabhängigkeit der Nation und die Integrität des vaterländischen Bodens Güter sind, vor deren Bedeutung alle innern Fragen und Gegensätze weit zurücktreten."

Diese Worte der Thronrede würden überall den erhebendsten Eindruck zurücklassen, wenn sich dem Unbefangenen nicht sofort einige unabweisbare Fragen aufdrängten.

Ueber das Gefühl der deutschen Regierungen wie der verschiedenen deutschen Stämme herrscht überall die beste Meinung; weniger darüber, ob das Gefühl überall so mächtig ist, andere widersprechende Gefühle zum Schweigen zu bringen und sich zur Einsicht, zum bestimmten Willensact zu erheben.

Das Gefühl aller deutschen Regierungen wie aller deutschen Stämme sagt unzweifelhaft: niemals darf die Rheinprovinz in fremde Hände fallen, und sollte Deutschland sich deshalb die Gefahr eines Krieges auf Leben und Tod, eines Krieges^gegen Frankreich und Rußland zugleich aussetzen.

Daß Gefühl reicht indeß noch nicht aus, die Gefahr, die Niemand leug­net, zu beseitigen. Die Vorbereitung auf diese Gefahr verlangt etwas That­sächliches. Und die Thatsachen geben kein günstiges Zeugniß.

Preußen hat in ernstester Weise erklärt, die Bundcsvestimmungen über die Kriegsverfassung seien praktisch unausführbar, und Preußen müsse zu seiner eignen Sicherheit und zur Sicherheit ganz Deutschlands eine Reform derselben beantragen. So viel bis jetzt bekannt, haben nur wenige Regierungen sich mit dem Antrag einverstanden erklärt, die große Majorität derselben beharrt

Grmzboten II, 1860. 46