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Galatz : Schilderungen aus einem längeren Aufenthalt.
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schaft der Landbewohner ist die unumschränkte Gastfreiheit, welche sie üben. Auch mir ist sie im reichen Maße zu Theil geworden. Gern gedenk' ich der wilden Ritte durch die verbrannten Felder hinab in die morastige Niederung des Pruth, wo zahlloses Wassergevögel eine höchst dankbare Jagd gewährte, bei der man freilich Wasserstiefel bis an den Hals hätte tragen müssen. Gern erinnere ich mich auch der stillen Abendsitze unter der Veranda des Herrnhauses, wenn der melancholische Gesang der moldavaner Mädchen aus dem Dorf herüberdrang. Mit Unlust kehrte ich zurück in die dunstige häß­liche Stadt der Galater. die aus dem Pontus vertrieben, hier eine Ansiedlung gegründet haben sollen.

Niemals ist mir die Zeit so lang, der Abschied so leicht geworden, wie in Galatz. Hätte ich noch länger dableiben müssen, so wäre ich sicher krank geworden ein unüberwindlicher Ekel gegen Alles war vielleicht ein Vorbote, der verschwand, sobald ich die Stadt im Rücken hatte. Und es ist nicht blos der erste Eindruck, den ich hier beschrieben habe, denn ich war mehr als ein­mal und zu verschiedenen Zeiten hier und bleibe dabei: Es gibt keine unan­genehmere Stadt wie Galatz.

Sicilien.

Sicilien. die größte Insel des Mittelmeeres (sie nimmt einen Flächen- raum von 498 Quadratmeilen ein, während Sardinien, die nächstgrößte, nur 439 hat) bildet seiner Natur nach den Uebergang von Europa nach Afrika. Hier scheiden sich der Längen- und der größte Breitendurchmesser des Mittel- Meeres. Seine, landschaftliche Physiognomie hat Ähnlichkeit mit der des benachbarten Apulien. Das von Mittel- nach Unteritalien herabstreichende Gebirge setzt sich hier, nur von einer schmalen Meerenge unterbrochen, zuerst 'n einer einfachen mäßig hohen Kette fort, geht dann auseinander!, hebt und ^"kt sich wieder, bis sich an den Südfuß der Hauptkette ein einförmiges Plateau lagert, welches, einige nicht große Tiefebenen abgerechnet, den übrigen Theil der Insel einnimmt.

In der lobpreisenden Schilderung der Insel wetteiferten im Alterthum und in einigen Beziehungen auch in der Neuzeit die Geographen mit den Dichtern. Bekannt ist, daß die mittelalterlichen Kosmographien Europa als

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