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Continentalen die Möglichkeit einer Invasion; sie fürchtet L. Napoleon und wird bis zur äußersten Grenze die Möglichkeit eines französischen Kriegs vermeiden. — England hat das Interesse — und es ist vielleicht sein größtes Interesse — das russisch-französische Bündniß nicht zu enge werden zu lassen; kann es die beiden nicht auseinanderhaltcn. so bleibt es wenigstens im Bunde der Dritte und bricht so der Gefahr die Spitze ab. — Whigs und Tones brauchen die Manchesterleute und werden im Einzelnen mehr von ihnen bestimmt, als sie sich selbst zugestehen mögen. Und die Partei hat doch in England mehr realen Boden als anderwärts: ein enges russisch-französisches Bündniß ohne England, und Indien ist verloren; und der erste Schritt zu einer neuen Continentalsperre, d. h. zum völligen Ruin Englands, ist geschehn. Aber welche Macht will England den Besitz Indiens garantiren. wenn die beiden einzigen großen Seemächte gegen es im Bunde sind! — Neulich hat der genannte Correspondent die Entdeckung gemacht, auch d'Jsraeli sei von Napoleon bestochen. Also auch die Tones. — Wir fürchten in der That, Whigs und Tories werden sich nur im äußersten Fall dazu entschließen, einer antifranzösischen Coalition beizutreten, der nicht auch Rußland angehörte. — Und dazwischen tritt dann doch immer jene dunkle Macht ins Spiel, die man neuerdings — namentlich von jener Schule aus — so über Maßen verspottet: Public Opinion; eine Macht, deren Verstand nicht glänzend, deren Charakter nicht taktfest ist, die sich oft überraschend aus einem drohenden Ungeheuer in einen bleichen Schatten verwandelt; und eine Macht, die doch existirt, die unter Umständen sehr bedeutend eingreift, und die dann, weil sie schwer zu berechnen ist, auch anderweitige Berechnungen stört. Ist Public Opinion wirklich, wie die Urquhartisten behaupten, in den Händen Lord Palmerstons, jo wäre dieser ein größerer Zauberer als Napoleon der Erste war. Aber es ist eine Fabel.
Wenn in der neapolitanischen Angelegenheit die drei Großmächte noch abzuwarten scheinen, was sich daraus gestalten soll, so ist in der serbischen Intrigue die Spitze offenbar gegen Oestreich gerichtet. Jede Befestigung der slavischen Fürstenthümer ist ein Keil in den ohnehin schon morschen und wankenden Bau Oestreichs getrieben. Und doch sehn wir Oestreich, das stolze Haus, geschäftig, sich in jene Gesellschaft nut aufnehmen zu lassen, die an seinem Ruin arbeitet.
Unter solchen Umständen, wer wollte zu hart über die preußischen Staatsmänner urtheilen, die immer noch nicht den Augenblick gekommen glauben, handelnd aufzutreten? — Die Lage ist ängstlich genug: Rußland und Frankreich verbündet; England aus Besorgniß. den Bund nicht gegen sich selbst gerichtet zu sehn, Theilnehmer desselben; Oestreich, das in diesem Augenblick nur zwei Motive kennt: Haß gegen Preußen und Haß gegen Sardinien, alles andre ist