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Nablus und die Samariter. 1. : Im Propherengarten. - Die Ulema von Nablus.
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schwierigen Ueberklimmcns boten. Durch die Zuversicht der Alten ermuthigt, kamen nun auch allmälig die jüngeren Frauen und Mädchen, nicht mehr ver­schleiert als vorher, zum Vorschein und suchten, als die zu unsrer Gesellschaft gehörigen Damen die sogenannte Thüre nicht praktikabel fanden, durch eigen­händiges Wegräumen einiger Steine die Schwierigkeit zu verringern.

Der Garten war von ziemlicher Ausdehnung und enthielt einen Quell­brunnen, von welchem die Alte uns mit einigem Selbstgefühl mittheilte, er heiße Bir el Umbia. der Prophetenbrunnen, weil alle Propheten aus den Kindern Israel sein Wasser getrunken. Hohe, prächtige Feigen- und Maul- becrbäume, untermischt mit dem zierlichen Laub der Oliven und dem reizenden Grün der Jujuben (A^xlrus 8pma Llrristi) vertheilten sich in lieblicher Un­ordnung über dem sanft gegen Süden ansteigenden Raume, welcher hier und da auch zum Anbau von Cussa, einer gurkenähnlichen Kürbisart, und von Tabak (dieser letztere iu classischer Ordnung) benutzt.war.

Nachdem wir auf einem wohlgehaltenen, gegen die heiße Sonne durch die dichtbelaubten Aeste einiger Feigenbäume geschützten Platze uns niederge­lassen und einen Trunk aus dem kühlen Prophetenborn zu uns genommen, glaubten wir, in unserer Wahl einen vorzüglichen Wurf gethan zu haben und ließen unter den hochstrebenden Zweigen eines Maulbeerbaums die Zelte auf­schlagen.

Bald aber wurden wir auf einen Uebelstand aufmerksam. Das Grund­stück am heiligen Brunnen zerfiel in eine Anzahl Duodezterritorien, deren eigentliche Häupter dem Freitag zu Ehren in den verschiedenen Kaffeehäusern der Stadt des Kefs mit gurgelndem Narghileh genossen, während die Weiber und Kinder, gleichsam die Unterthanen, je die erbeigenthümliche Scholle be­hüteten. Es löste uns diese Entdeckung das Räthsel der großen Zähl dem schönen Geschlechte angehöriger Wesen, welche sich im Garten umhertrieben; eine Hoffnung des von ihnen ausgehenden Lärmes loszuwerden dagegen ließ sie nicht aufkommen. Daß man gegen Außen zu einem einigen Bunde gediehen war, hatten wir eben erfahren; im Innern aber herrschte die ärgste Uneinig- keit, welche sich fast unaufhörlich durch Zanken und Schreien Luft machte. Wie schön hätte die Idee eines Wetzlar sich in der Alten mit dem rothgefärbten Haar personifiziren lassen! Aber eine solche Idee war unter den barbarischen Gästen des Prophctenbrunnens nie aufgetaucht, und alle hier vertretenen Le­bensalter befanden sich in eifrigem Zungengefecht, als durch das Gerücht von unserer Ankunft herbeigezogen, der älteste Sohn der Greisin, ein ernstblickender Mann über die Gartenmauer stieg, welcher durch wohl angebrachte Kraftaus­drücke, namentlichja Kelbe!" (du Hündinn)ja Medjnunet!" (du Wahnsinnige) welche er freigebig nach allen Seiten hinspendete, bald den Landfrieden her­stellte.

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