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Nablus und die Samariter. 1. : Im Propherengarten. - Die Ulema von Nablus.
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Schiller sagt,denkende und dichtende" Sprache schufen und ausbildeten, wurden bei dieser Arbeit durch eine kindlich lebhafte Phantasie unterstützt, welche sie zu so manchen, hernach in ihrem ursprünglichen Werthe vergessenen', bildlichen Bezeichnungen führte. Wie ihnen der einzelne Bergkegel ein aufrechtstehender Mann war, der sich uns noch durch Ausdrücke wie Berges-Haupt,-Nacken, Seite,-Fuß, bei den Orientalen sogar Rockschoß (swk) bekundet, so verglichen sie den langgestreckten Berg mit einem großen Hausthiere, von welchem unsre Sprache u. a. die Kruppe, den Rücken, den Sattel und die Hörner bewahrt hat. Seltsam erscheint uns nun die Auffassung der Alt-Kanaaniten, welche den, den Ebal vom Garizim trennenden Grund wir würden Sattel sagen eine Schulter, Schkem, nennen, da er doch nicht nach einer, sondern nach zwei Seiten von einem mächtigen Bergeshaupte überragt wird. Doch ist diese Auslegung unbestritten, und wenn der Schulterstadt, dem alten Sichem. schon durch den Namen eine Lage aus der Höhe des Sattels angewiesen wird, so deuten nicht weniger die Stellen in der Genesis darauf hin, in welchen von dem Verkehr der Patriarchen in dieser sür ihre Geschichte so wichtigen Gegend die Rede ist.

Die heutige Stadt Nablus, im Laufe der Jahrhunderte eine halbe Stunde weit gegen die westliche Thalsenkung vorgeschoben, verbarg sich noch vor unsern Blicken hinter prächtigen Olivenpflanzungen, aber schon verkündigten Züge von Kameelen, Landlcute, mit ihren Eseln vom Markte heimkehrend, auch Gruppen von Städtern, welcke im festlichen Schmuck - es war eben Freitag sich unter den Bäumen lagerten ihre Nähe. Bei einer hoch aus dem Ostabfall des Sattels, an einer Stelle, wo dieser nur dreihundert Schritt breil ist, hervorkommenden Quelle machten wir Halt. Diese Quelle, Am Desna geheißen, ist ein gewöhnlicher Frühstücksort für morgenländische sowol, als auch abendländische Reisende, welche auf dem Wege von oder nach Jerusalem durch die Gegend von Nablus ziehen. Orientalische Städte, welchen bekannt­lich die Einrichtung unsrer Gasthäuser abgeht, bieten in der Regel nur wenig leicht zugängliche Erfrischungen, und wenn noch dazu ihre Einwohner, wie dies zu Nablus der Fall ist, in dem Rufe der Uugastlichteit und Roheit gegen Fremde stehen, so vermeidet man gern sie zu betreten und zehrt von mitge­brachten Vorräthen. Um über den Rest des Tages mit mehr Freiheit verfügen zu können, folgten wir dem allgemeinen Beispiel; auch hofften wir während des Aufenthalts von unsern Pnckthieren überholt zu werden, welche mit Zelten und Zeltgeräth schwer beladen unter der Hut ihrer Führer zurückgeblieben waren. Wir hatten uns nämlich so eingerichtet, daß wir von der in lästiM Weise bindenden orientalischen Gastfreundschaft völlig frei waren, und Grenzbotm II. 1360, 12