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standslose Schwäche, welche damals auf dem preußischen Volke lag, auch allmnlig die Regierung verkümmerte. In den Traditionen der heiligen Allianz, in den Fesseln, welche die Interessen fremder Staaten auch auf Preußen legten, verengte sich der Gesichtskreis der auswärtigen und innern Politik. Später als fast alle andern deutschen Staaten erhielt Preußen eine Repräsentativverfassung. Sie mußte der Regierung abgetrotzt werden. Die Bäter hatten die Convention von Tauroggen unterzeichnet und im stürmischen Drängen vom Könige den Kampf gegen Napoleon den Ersten gefordert; die Sohne mußten in lautem Tumult eine Verfassung für Preußen heischen, unter Straßenlärm und blutigen Conflicten begann die neue innere Entwickelung.
Erst seit zwöls Jahren bestehen in Preußen die Anfänge des constitutio- ncllen Lebens. Unter den ungünstigsten Verhältnissen wurde es eingeführt. Schwerfällig, ungeschickt, nicht reich an erhebenden Momenten war der Kampf um seine Einbürgerung. Ja, er ist heut noch lange nicht beendigt, und die Regierung, wie wohlwollend sie sei, und die Vertreter des Volkes, wie patriotisch sie empfinden, beide leiden noch an den Uebelständen einer neuen und unfertigen Staatsorganisation. Noch stehen die Gewohnheiten des alten Soldaten- und Bcmntenstaates schlecht verbunden gegen das neue Berfassungs- leben. Noch ist die Regicrüng nicht gewohnt, den gesetzlichen Ausdruck des Volkswilleus achtungsvoll anzuhören, noch hat dem Volke selbst die kurze Betheiligung an Staatsangelegenheiten nicht die genügende Anzahl politischer Talente herausgebildet.
Das sind nur einige von den Hindernissen, unter denen jetzt die preußische Kraft arbeitet; noch viele andere ließen sich zufügen, sie sind in dem Kabinet des Kaisers vielleicht besser gekannt und richtiger gewürdigt, als in Berlin selbst. Und doch wagt der Preuße und Deutsche im Fall eines Zu- sRnmenstvßes mit dem Kriegsschiff des modernen Frankreichs sich einen siegreichen Ausgang zu erwarten? und doch betrachtet er nicht ohne Ironie die gewaltige Thätigkeit des Herrschers von Frankreich? Woher über alle Sorge die geheime Sicherheit?
Was zunächst die Lage Preußens betrifft, so wird sie mit einem Schlage geändert, sobald ein Nhcinkricg zur Erhaltung deutscher Grenzen entschieden ist. Während setzt der geheime oder offene Widerstand Minderer deutscher Regierungen so stark ist, daß er Preußen fast ganz isolirt hat, sobald die preußischen Trommeln zu den Waffen rufen, wird er ohnmächtig. Sollte ja Jemand das bezweifeln, der lausche auf die mürrischen Vorwürfe gerade derer, die Preußen am wenigsten lieben. Es ist nicht unmöglich, daß jetzt in mehr als einer Negierung der Hintergedanke sich regt, daß einem Unterordnen unter Preußens Führung jede Eventualität vorzuziehen sei. Beim Beginn eines Krieges wird solche Stimmung nicht mehr laut gedacht werden dürfen. Eine Regierung,