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kowiter leimt zehn Armenier!" Man unterscheidet den Kleinrussen sofort von dem Großrussen, nicht allein am Dialekt, sondern auch an der Tracht, vornehmlich an der Frisur; der erstere schcert die Haare kurz oder ganz und gar ab, bis ans einen Büschel in der Mitte, gleich den alten Germanen und den Moldavanern, auch gestattet ihm die Sitte nicht, vor dem vierzigsten Jahr einen Bart zn tragen, welcher der Stolz des Großrussen ist, sobald er ihn gewonnen hat. In der bunten Menge, die da hin und herwogt, erblicken wir die stolzen Kosaken in allen möglichen Schattirungen, im bunten reichverbrämten Kaftan, zur Seite die Weiber mit ihren rothen Hauben und die Mädchen mit den buntdurchflochtenen Zöpfen; wie Königinnen wandeln die Frauen der Altrussen unter der großen halbmondförmigen Haube von Goldstoff, die wie ein blitzendes Diadem aussieht, mit ihren buntgestickten Miedern, aus welchen das feine, weiße Hemd üppig hervorbauscht, und in rothen, schwarz oder blau garnirten Wvllenröcken. Dazwischen gelbgesichtige Tataren mit blauem Kaftan, bunten weiten Kattunbeinkleidern, die niedrige Mütze von schwarzem Lämmerfell auf dem Kopf, sie haben überall etwas zu horchen oder zu handeln nnd lassen nicht so leicht die Gelegenheit vorbei, ein Gcschüftchen zu machen. Hier deutsche Colonisten aus der Molotschua, deren knopflose Röcke sie sofort als Mcnnoniten kenntlich machen, dort russische Soldaten in dem häßlichen grauen Capot, der ihnen bis auf die Füße reicht; Juden mit dicken Marderpelzmützen trotz der Sonnengluth, unaufhörlich tröpfelt von ihren Korkzieherlocken der Schweiß herab aus die fettglänzenden Kaftane; dort leibeigene Bauern in kattunenen Hemden, einen alten Strohhut auf dem Kopf, die Peitsche in der Hand, die mit offnem Mund alle die Wunder anstaunen; bettelnde Zigeunerinnen, deutsche Drchorgclmänner, die in der ganzen Welt zu finden sind, kurz Menschen von jedem Schlag, Alter und Geschlecht. Es lohnt die Mühe, sich durch das Gewühl zu drängen, wobei man freilich unempfindlich sein muß gegen Berührungen und Ausdünstungen mancherlei Art. — Hat der Lodkenbesitzer seine Waaren ausverkauft, so verhandelt er znletzt noch das Schiff auf den Abbruch, entweder im Ganzen oder Stück für Stück. Tief in den Steppen erkennt man an den Löchern der Pflöcke die Planken der Dnieprbarken in den Wänden der besten Häuser.
Der Hauptgegenstand des Handels von Eherson ist das auf dem Dniepr herabgeflößte Holz; hier ist der Holzhof für das ganze an diesem Material arme Ncurußland. Längs des Hafens und weit hinauf am Fluß sind ungeheuere Massen davon ausgehäuft. Die großen Stämme werden m Flößen vereinigt durch Schleppdampfer nach den Küstcnhäfen weiter befördert. Nächst- dem wird Getreide, Wolle, Talg, Hanf und Flachs hauptsächlich verladen. Bedeutend sind die Wollwäschereien Cliersons, welche glänzende Geschäfte machen; im Innern des Landes fehlt meist die Gelegenheit, die Wolle aus