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Neurussische Städte. 2. : Cherson.
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Inschrift lautet: RsgNÄnw Mcoliro ?rimc> Ownium Russiorum Imper^tore et ^utolliÄtorv, Nictraelo Lomits Vorontsov Luprsmirc! Rova-s Kussis-s s.t- c^us Lcissg-iÄdi^s Oudörnatorö, -s^eobo IIan8kg.u Lliersonsusis krovineias Lsudei'Niltore, ?iineipi (Aregorio ?c>t«ml<in I^urie^sslci^ 5lova, Kussia grirtg. doe Nonumentum anno NVMLXXVI erexit. Man sieht, das Denkmal ist ebenso gut dem Fürsten Woronzoff, wie dem Gouvernementspräsidenten Hanskau errichtet. Ucbrigcns ist es merkwürdig, wie lebhaft noch das An­denken an jenen Emporkömmling, der den Mantel des Nalcigh so glücklich zu copiren wußte, in Südrußland ist; andere Namen verschwinden gänzlich neben dem seinigen. Vielleicht tragen dazu die zahlreichen Denksäulen bei, die er überall auf dem Wege des Besuchs der Kaiserin Katharina II. m der Krim errichten ließ; welche Erinnerungen knüpfen sich an diese schon gänzlich verwitterten Obelisken! In genialerer, kühnerer Weise ist noch niemals ein Herrscher über die Znstände seines Landes und seiner Unterthanen getäuscht worden, wie Katharina während dieser Reise. Man hat die Erzählungen da­von zum Theil in das Gebiet der Fabel verweisen wollen, sie sind aber alle nur zu wahr. In einigen Dörfern und Edelhöfcn bewahrt man noch die gemalten Prospecte auf, mittelst deren er prächtige Dörfer in die Steppen zauberte; die Straße war mit Bäumen bepflanzt, welche freilich keine Wurzeln hatten, aus tausend Werst weiter Entfernung waren Menschen und Thiere in unglaublicher Zahl herbeigetriebcn worden, die überall der Kaiserin das Bild glücklicher Menschen, stattlicher Hecrdem allgemeinen Wohlstandes in maleri­schen längs des Weges vertheilten Gruppen vorspiegeln mußte». Für ihre Verpflegung war zwar so schlecht gesorgt worden, daß Viele davon hungerten, das schadete aber nichts, Tags über mußten sie dennoch tanzen. In der Nackt, während die Fürstin schlief, eingewiegt in Träume von dem sichtbaren Glück ihres Volkes, wurden die armen Schauspieler des ungeheuern Stücks unbarmherzig auf Wagen gepackt und in rasender Eile wieder voransgeführt auf andere Stationen zur Wiederholung der Posse. Die Unglücklichen wußten gar nicht, wie ihnen geschah, sie glaubten sich auf ewig aus der Heimat entführt nnd Viele haben sie in der That nicht wiedergesehen. Mit welchen Herzen mögen sie der Landcsmutter ihren Gruß zugerufen haben! Die Sa­gen von dieser abenteuerlichen Fahrt haben sich mit großer Frische im Volke erhalten und werden gern erzählt. Potemkin hat dem russischen Reich einen Edelstein erworben und sich dadurch den Beinamen der Taurier; sei» kriege­risches Verdienst ist aber weit geringer gewesen, wie sein organisatorisches; für dieses sind ihm allerdings die Städte Neurußlands Dank schuldig.

Ein zweites Monument soll in der Steppe außerhalb der Stadt stehen, ein zerfallener Obelisk, errichtet dem Andenken John Howards, des Gefäng­nißreformators, des Eiferers für Verbesserung der Hospitäler und Seuchen-