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ten Willen der preußischen Regierung, so vortrefflich als möglich zu sein, zweifelt in ganz Deutschland Niemand, ivvhl aber an ihrer Kraft, Das deutsche Volk würde gern etwas Liberalismus weniger hinnehme», wenn es dafür etwas mehr Energie sahe. Der Mangel an Kraft liegt aber hauptsächlich darin, daß bis seht noch verschiedene Potenzen des Staatslebens sich die Waage zu halten scheinen, so daß mau nicht weiß, welche die maaßgebende ist. Dem Ministerium steht die Vü- rcaukratie und das Junkcrthnm gegenüber, und der Opposition dieser beiden Fac- torcn werden sich allmälig alle prcußcuftindlichc Elemente anschließen, der Ultramontanismus, das Polcuthum ru s. w. Wer von beiden ist nun der Stärkere? — Das Ministerin»! hat die beste Gelegenheit, das zu zeigen.
Alle Kräfte, die ihm entgegenstehen, conccntriren sich im Herrenhaus, welches zu einer Zeit zusammen gesetzt wurde, als der Haß gegen den Liberalismus für das Kennzeichen eines echten Prenßen galt. Daß ein solches Institut gegen ein liberales Ministerium Opposition macht, daß es alle seine Gesetze zurückweist, ist sehr natürlich. Unter den Gesetzen, welche dem Landtag jetzt vorliegen, sind einige, die nicht blos wünscheuswcrth, nicht blos praktisch nothwendig sind, sondern deren Vorcuthaltung ein offener Nechtsbruch war; dahin rechnen wir besonders die Feststellung der Wahlbezirke durch ein Gesetz. Was wird das Ministerium thun, wenn das Hcrrnhaus diesen Gesetzentwurf zurückweist? Da das Hcrrnhaus kein Wahlkörper ist, so gibt es nur ein verfassungsmäßiges Mittel, seinen Widerstand zu brechen, einen Pairsschub. I» England ist das Mittel zuweilen angewandt worden; in Preußen liegt es um so näher, da ein nicht kleiner Theil der jetzigen Pairs ihre Stellung lediglich dem Haß gegen den Liberalismus verdankt. Ist diese Maaßregel nicht durchzusetzen, so sollte sich das Ministerium sehr ernstlich die Frage vorlegen, ob in der Lage, in der sich Preußen befindet, Einheit der Regierung nicht ein Bedürfniß ist, dem gegenüber alle andern Rücksichten schweigen müssen? Wir legen die Frage nur vor, ohne sie entscheiden zu wollen, weil bei der Antwort noch manche Umstände in Rechnung kommen, die uns nicht bekannt sind. —
Wir können aber diese Belrachtuugcn nicht schließen, ohne einen Scheideblick dem Manne nachzuwerfen, dessen Lieder noch heute am lautesten vom deutschen Ruhm und deutscher Große sprechen — E. M. Arndt. 9tt Jahre alt, noch mit der Lebenskraft eines Jünglings ausgestattet, in den letzten Angcublicken seines Lebens von ganz Deutschland mit innigem, herzlichem Zurns begrüßt — dann ein schneller Tod! Wer wollte nicht dies Loos beneiden! — Ob er auch darin zu beneiden war, oder zn beklage», daß er die nächste Zeit nicht erlebte — das liegt noch in der Dämmcrung. 5 1'
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Herausgegeben von Gustav Freytag und Julian Schmidt.
Ve>c>ntwl.'ttlicher Redacteur: Morijz Busch — Ver!ng von F. V. Herbig
in Leipzig. Druck von C. E. Elbert in Leipzig.