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Napoleon und Victor Emanuel.
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bcrg sich einbilden werden, der französische Kaiser mache da einmal einen recht unklugen Streich und stelle, ohne es zu wissen, sich selbst nnd seinem Verbün­deten eine Falle.

B. E. Möglich, sehr möglich! Aber nun bleibt noch ein Punkt. Wel­chen Einfluß soll der Stand der Dinge, der ans diesem Frieden hervorgehen wird, auf unsere geheime Abrede in Betreff Savoyens haben, das erst nach vollständiger Durchführung unseres Programmes an Frankreich abgetreten werden sollte?

N. Diese Abrede bleibt unverändert, denn wie gesagt das Programm wird früher oder später vollständig in Erfüllung gehen. Aber ich gestehe, daß diese Abtretung überhaupt mich mit schweren Sorgen nnd Be­denklichkeiten erfüllt. Die Sache muß mit der höchsten Borsicht behandelt werden. Auf der einen Seite ist es billig und natürlich, daß Frankreich sür die großen Opfer an Blut nnd Geld, die es in diesem Kriege gebracht, eine Vergütung erwartet, und Savoyen könnte gewiß nicht als ein übermäßiger Ersatz gelten. Auch würden die Snvoyarden selbst, die ohnehin halbe Fran­zosen sind, dem Arrangement wol beistimmen. Allein auf der andern Seite muß ich mich. Europa gegenüber, vor nichts so sehr hüten als vor Gebiets­vergrößerungen, sonst geht der Allarmschrei:Seht die Napolconische Eroberungssucht!" wie ein Lanfsener durch alle Länder und erweckt allgemeines Mißtrauen, allgemeine Feindseligkeit gegen Frankreich, gegen meine Dynastie. Auch verlöre dann die Hilfe, die ich Italien geleistet, in den Augen der Welt, vielleicht in den Augen der Italiener selbst, den Charakter der Uneigennützig­st, der Großmuth, ein Rnhm. der mir mehr gilt und mehr nützt als die Erwerbung eines kleinen Gebietes. Indessen, da doch Frankreichs Ansprüche auf Schadloshaltung nicht unberücksichtigt bleiben dürfen, so läßt sich die Sache vielleicht aus Umwegen allmälig durchführen, ohne großes Aufsehen zu erregen. Wie wäre es, wenn ich Ihnen fürs Erste nnr eine tüchtige Rechnung für Kriegskosten machte und zur Erfüllung Ihrer aus dein Frieden entspringen­den pekuniären Verbindlichkeiten gegen Oestreich einen Vorschuß leistete? Später zeigt sich, daß die Bezahlung dieser Vorschüsse Ihren Finanzen zu schwer fällt, und Sie treten mir dann im rechten Anzcnblick. Savoyen an Zahlungsstatt ab. Aber damit dürfen wir nicht eilen. wir müssen warten bis dieser Krieg etwas in den Hintergrund getreten, die italienischen Angelegenheiten geordnet und auch die nöthigen Schritte zu einer Ausgleichung in Bezug auf das Interesse der Schweiz in dieser Sache geschehen sind. Kommt Zeit, kommt Rath.j

V. E. Ich bewundere mehr und mehr die Klugheit und Vorsicht Ew. Maj. Doch kann ich mich der Besorgniß nicht erwehren, daß vielleicht die Welt in diesem ganzen Plane, wenn er durchgeführt ist und seine Folgen sich