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Napoleon und Victor Emanuel.
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denn er ist nicht der Mann, der das Spiel verdirbt. Ohnehin versteht sich von selbst, daß Sie im Stillen fortwährend dessen Rath und Mitwirkung benutzen würden. Zu rechter Zeit setzen Sie ihn wieder öffentlich an seine rechte Stelle. Ebenso versteht sich, daß Sie, obgleich einer scheinbaren Noth­wendigkeit nachgebend, doch Ihren richtigen Standpunkt vorsichtig behaupten würden, um kein Recht aufzugeben und die italienischen Bevölkerungen nicht irre zu machen. Sie werden Ihren Schmerz darüber ausdrücken, daß ein Theil des Programmes unerfüllt bleibe, und auf dem Grundsatze beharren, daß die definitive Entscheidung in Betreff der mittelitalienischen Länder dem National­willen angehöre, ein Grundsatz, den ich nicht bestreiken werde noch be- streiten kann, da mein eigner Thron auf ihm ruht. Zugleich veranlassen wir, daß dieser Nationalwille sich sobald als möglich, so bestimmt als mög­lich und so ruhig als möglich ausspreche. Wie diese Entscheidung ausfallen wird, darüber hegen wie ja keinen Zweifel umso weniger, da der gesunde Instinkt der Bevölkerungen und ihr italienischer Scharfsinn ihnen sagen wird, wie ich es eigentlich meine. Dieses Spiel müssen wir fortsetzen bis die Abtretung der Lombardei und Alles, was damit zusammenhängt, durch einen förmlichen Friedensschluß zur unwiderruflichen Thatsache geworden ist. Dann können wir den Schleier allmülig lüften. Um den Schein und die Ehre desto besser zu wahren, beantrage ich einen Kongreß. Kommt er zu Stande, so wagen wir dabei nichts; denn England wünscht entschieden die Unabhängig­keit Italiens und stimmt dein Prinzip der Nicht-Intervention durch Waffen­gewalt unbedingt bei; Rußland und Preußen aber sind Oestreich nicht hold, und es ist zugleich ihr Interesse, dessen Macht und Einfluß in Italien ver­nichtet zu sehen. Kommt der Kongreß aber nicht zu Stande, um so besser! Ich habe dann meinen guten Willen gezeigt und bin vor allen Vorwürfen gesichert. Italien wird dabei eher gewinnen als verlieren. Denn die mittcl- italischen Länder werden inzwischen, unter indirekter und kluger Mitwir­kung Ew. Maj., das was sie beschlossen faktisch durchführen, und so wird sich der Stand der Dinge, auf den wir hinarbeiteten, einstweilen alsvol­lendete Thatsache' gestalten, und diese, geschützt durch das Prinzip der Nicht- Intervention, wird keine Macht der Welt mehr wegräumen können. Je mehr Zeit wir gewinnen, desto fester wird dieses t'ait aeeomM sich begründen, und Zeit zu gewinnen, ist ja eine so große Kunst. Freilich wird Oestreich zu diesem Resultate sauer sehen. Allein was schadet das? Es kann mir kei­nen Wortbruch vorwerfen, sondern höchstens zu der Einsicht gelangen, daß es sich in seinen Voraussetzungen getäuscht und meine Zusagen mißverstanden habe. Die übrige Welt aber wird das Resultat mit Freude sehen; denn Italiens Knechtung hat schon längst alle edlen Herzen empört. Uebrigens gedenke ich, für alle Fälle zu sorgen : ich werde nach dem Frieden bv,ooo bis ö0,ooo Mann in der Greojboten l. lö60. ZZ