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Zur Geschichte des preußischen Heeres. 1.
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mehr eingetragen, als die alte Accise, die bis 1766 bestanden, so wird es begreiflich, daß der König von den 21 Millionen Einkünften, von denen 13 auf die Kricgseinrichtung gingen und also nur 8 für andere Zwecke übrig blieben. nicht jährlich 3'/2 Millionen in den Schatz legen konnte. Was der König mit seinem Heere geleistet, wie er sieben Jahre hindurch mit fast ganz Europa, gegen die verbündete Macht von Oestreich. Frankreich, Rußland. Schweden und dem deutschen Reiche, sich geschlagen, und wie er aus diesem Kriege unbesiegt hervorgegangen. ist noch in Jedermanns Gedächtniß. Friedrich der Große, schätzt in seinenlüstoire äs lg. Auerre äs sept. ans" den erlittenen Verlust aller kriegführcndcu Mächte auf 853,000 Mann; näm­lich: 180.000 Preußen; 140,000 Oestreichs; 120.000 Russen; 28.000 Neichs- trupven; 25,800 Schweden; 200,000 Franzosen und 160,000 Engländer und andere Alliirte. Schon zu den Zeiten Friedrich des Großen hatten die ste­henden Armeen in Europa einen Höhepunkt erreicht, der mit der Beschaffen­heit und der Größe der Kriegsheere der Griechen und Römer in gar keinem Vergleiche stand. Vierzig Tausend Mann unter der Anführung Alexan­ders des Großen unternahmen und vollendeten die Eroberung des größten Theiles der damals bekannten Welt. Fünf Legionen, die noch nicht so viele Köpfe zählten als jene Macedonier, machten die stärksten Heere der Römer aus, und nur an dem Tage der Schlacht, wo Brutus blutete und das Schick­sal von Roms Freiheit sich entschied, zählte man ihrer 60,000. Im sieben­jährigen Kriege dagegen waren mehr als 1,200,000 Krieger unter den Waffen.

Friedrich der Große hinterließ im Jahr 1786 am Schlüsse einer glor­reichen Regierung seinem Nachfolger bei einer Volksmenge von höchstens 6 Millionen Einwohner ein Heer von 200,000 Streitern mit 34,512 Pferden ausgerüstet mit allen erforderlichen Bedürfnissen der Kriegführung damaliger Zeit. Ein Theil dieser Kriegsmacht, nahe an 120.000 Mann, war auch außer den Uebungszeiten besoldet, der übrige im Lande beurlaubt. Nach dem Tode Friedrichs fehlte es nicht an einseitig unterrichteten Schriftstellern, welche den Umfang dieser Kriegsmacht tadelten. Mit starken Zügen schilderte man den Druck der Gewerbe, vorzüglich der arbeitenden Classe, welcher mit einer so bedeutenden alljährlichen Rekrutimng, bei den ungünstigen Verhältnissen des Heeres zur Bevölkerung, verbunden sein müsse. Man vergaß bei diesen leidenschaftlichen Angriffen, daß die Sclbststcindigkeit der Staaten nur dann geachtet und gesichert ist, wenn man die Mittel, sie zu erhalten, schon im Frie­den vorbereitet. Einzelner Mängel wegen, welche in der Heereseinrichtung stattfanden, mißbilligte man das ganze wohldurchdachte System eines gro­ßen Mannes, ohne auf die Geschichte zurückzublicken, die hier allein hätte entscheiden können. Mehrere Einrichtungen des Heeres waren hinter ihrem Zeitalter zurückgeblieben. Dahin gehören der Handel mit ausländischen Re-