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Die Constituirung Deutschlands.
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Feldzug war ausschließlich, Oestreich vvu Preuße» zu trcunen, um im nächsten Feldzug mit der Einwilligung Oestreichs, die preußische Rheinprovinz zu er­obern. Großmüthig genug setzten die östreichischen Blatter hinzu: wenig­stens wollen wir dann abwarten, bis man uns um Hilfe bittet, und unsere Bedingungen stellen.

Die Rechnung war ohne den Wirth gemacht. Der nächste Angriff galt nicht Preußen, sondern wieder Oestreich; wenn Napoleon einen jener Vermuth­ung entsprechenden Wunsch hatte, so war es der. Preußen zu zeigen, wie es mit Oestreich stände, und dadurch Oestreich zu isoliren. Die Secuudvgenituren falle«, ein kräftiger nationaler Staat legt sich zwischen Oestreich und den Kirchenstaat, im Venetianischcn gührt es, Ungarn ist auf einer Höhe der Unzufriedenheit angelangt, die kaum mehr gesteigert werden kann. England nnd Rußland entschieden feindlich gegen Oestreich. Preußen durch eine Reihe bitterster Beleidigungen getränkt. So steht der Kaiserstaat.

Warum hat Napoleon nicht die sreuudlich entgegenkommende Hand Oest­reichs ergriffen? Geschwankt scheint er zu haben. Es ist schwer, in dieser Seele zu lesen. Vielleicht ist es wirklich große Politik, die er treibt; vielleicht ist seine Seele in der That weit genug, für Ideen Raum zu haben. Viel­leicht hat er sich überzeugt, daß Oestreich keine Stütze mehr ist, und er hält sich lieber zu Mächten, die ihm weniger bieten, aber lebenskräftiger sind.

Was knnu Oestreich von Preußen hoffen, wenn das gebrochene Bünd­nis! siel) wieder erneut? Vielleicht Garantie seines jetzigen Besitzstandes; das ist zwar nicht ganz Wiederherstellung des altröinijchcn Kaiserreichs, aber es ist unter den vorliegenden Umständen sehr viel.

Und was verlangt Prenßen jetzt von Oestreich? Am 4. v. M. hat es sich im Bundestag darüber ausgesprochen. Es verlangt vorläufig wenig: Revision der Bundcskriegövcrfnssnng.

Unausführbare, den realen Verhältnissen nicht entsprechende Bestimm­ungen erkennt Preußen in den Art. 1215, welche festsetzen, daß das aus­gestellte Kriegshccr des Bundes ein Heer und von einem Feldherrn befehligt sei und daß der Oberseldherr vvm Bunde gewählt , von demselben in Eid und Pflicht genommen und ihm persönlich verantwortlich wäre. . . . Die überwie­genden Theile des Vundeshcercö werden von den Contingenten der deutschen Großmächte gebildet, welche als Bestandtheile einheitlich geschlossener Ganzen ihren Schwerpunkt außerhalb der Bundesorganisation haben, und bei ihrem Auftreten für den Krieg sich factisch niemals für einen neuen erst zu bildenden einheitlichen Organismus auslösen, sondern vielmehr den nur in lockerm Zu­sammenhang stehenden andern Contingenten zum natürlichen Anschlußpunkte dienen können. ... Es ist ferner nicht denkbar, daß jemals einer der Sonvercnne der deutschen Großstaaten sich der Kriegsherrlichkeit über sein Heer in dem

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