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Militärische Tagesfragen. 10. : Das niederrheinische Kriegstheater : f. Ueber Kriegs- und Operationspläne im Allgemeinen und solche für das niederrheinische Kriegstheater insbesondere.
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Nhein müssen und sich dort so lange aufzuhalten gezwungen sind, bis sie das preußische Heer entschieden, womöglich ein paar Mal, am Rheine geschlagen haben, welchem Mißgeschick aber, wie gesagt, dieses Heer hier mit einiger Gewandtheit immer aus dem Wege gehen kann. Wir lieben es nicht, immer eine Menge neuer Arbeiten zu empfehlen und für nothwendig zu erklären, ">n diesen oder jenen Terrainabschnitt zu sichern. Aber wir glauben, daß unsere Leser wol wissen werden, einen Unterschied zu machen zwischen einem Befesti- gungsvorschlag, der sich auf ein engbegrenztes Terrain, wie die Festungsgruppe von Cöln, beschränkt, auf ein Terrain überdies, in welchem ein großes Heer concentrirt werden soll, welches möglicherweise viel Zeit zu warten und dann auch viel Leute zum Arbeiten hat. und andern Vorschlägen, welche etwa die Befestigung der ganzen Nheinlinie von Wesel bis zur Schenkenschcwz oder des Schwarzwaldes und ähnlicher Gegenden umfassen. Diese letztern Vorschläge stehn dem unseren diametral entgegen: sie führen zu einem Cordon­system, der unsere zu einem System, welches der Concentrirung der Streittnistc die Befestigungen lediglich dienstbar und behilflich macht; jene wollen mit den todten Streitkräften rechnen; wir lediglich mit den gehörig ausgerüste­ten auch im Ganzen gehörig ausgerüsteten, lebendigen Streitttäfte»- Einmal vom Rheine siegreich vertrieben, würde eine preußische Armee, wie aus unserer Darstellung der Zubereitung des östlichen Theiles vom nieder­rheinischen Kriegstheater hervorgeht, wol schwerlich auch nur an der Weser­linie Halt machen können. Höchstens fände sie hier einen kleinen Mhehalt und die Möglichkeit sich zu sammeln, um jetzt den Kamps an die Clblinie zurückzutragen und dort von Neuem aufzunehmen. Wir sind also nm Schluß unserer Studien gediehen; wir sind überzeugt, daß dieselben, beachtet, nützlich werden können. Wir haben unsere Ansichten nirgends verklausulirt, obgleich wir überzeugt sind, daß in nicht zu langer Zeit ihre Nichtigkeit der practische" Probe unterworfen werden wird trotz der maroccanischen, chinesischen und an­dern übrigens sehr systematischen Diversionen. Wir wissen, daß Ansicht und Ausführung zweierlei sind, wissen aber auch, daß die gute Ausführung zur Grundlage die rechte Ansicht hat, ohne welche Alles verkehrt und erfolg­los sein muß. Wilhelm Nüstow.