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Ein deutscher Reisender über die Mormonenstadt in Utah.
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die Melodie dieses Songs nicht beifügen kann, sie entspricht dem Inhalt des Lieds vollkommen. Das Theaterorchcster. welches diese Gesänge begleitet und das auch zuweilen im Tabernakel thätig ist, besitzt eine Anzahl Saiten- und Vlasinstrumente, und obgleich dieselben meistens sehr falsch gespielt werden und sich ost ganz unabhängig voneinander bewegen, so hindert dies die in musikalischer Beziehung nicht sehr verwöhnten Heiligen nicht, ihre Musik tlre betest, musie on oartn zu nennen, eine Benennung, deren harmlosen Stolz wan wol verzeihen kann. Es ist mit dieser testest musie wie mit einer großen Bierbrauerei, von welcher man mir einst in Lg.1t-I.g>Ke <üit^ sprach. Nachdem ich in Begleitung des Topographen unseres Corps das Etablissement nach langem Suchen gefunden hatte, fand ich in der Ecke einer Art Schup­pen einen Braukessel, der ungefähr eine Ohm fassen konnte und ein Kühlschiff, das annähernd drei Fuß lang und nicht breiter war. Das Gebräu, welches aus dieser Anstalt hervorging, war eine bitterlich saure Satire auf die Kunst des Brauers. Die Beschreibungen der Mormonen sind in Beziehung auf ihr eigenes Land spanisch-hyperbolischer Art. und man darf ihren Schilderungen Nur einen sehr bedingten Glauben schenken.

Auch die Schilderungen der klimatischen Verhältnisse ihres Landes werden V°n den Mormonen außerordentlich günstig und angenehm gehalten, und ^enn man ihnen glauben dürfte, so wäre das Klima von Utah das schönste Welt; Krankheiten kämen gar nicht vor und die wenigen Fülle, welche Wenfalls vorkommen könnten, würden durch den Glauben, d. h. durch Anf­ang der Hände von ihren Aposteln geheilt. Alles dieses ist natürlicherweise ^r reinste Humbug. Während unsers Aufenthaltes in der großen Salzsecstadt Mischte daselbst eine Scharlach- und Masernepidemie, an welcher ziemlich "'ele Kinder starben. Mehre von den Mormonen waren sehr darauf versessen. d>eArzneistoffe, welche ich entbehren konnte, zukaufen, und einer ihrer Apostel, ^ssen Frau krank geworden war, war so weit entfernt, von dem Auslegen ^iner Hände Heilung zu erwarten, daß er mir die Ehre anthat, mich zu °>nem Besuch an dem Bett der Kranken und um eine Ordination zu bitten.

Das Pluralitätssystem der Heiligen der jüngsten Tage ist bei ihnen,keines­wegs zu einer allgemeinen Anwendung gekommen; nicht jeder Mormone ist Besitz von mehrern Fra'uen. bei weitem der größte Theil begnügt sich oder ^ sich mit einer einzigen begnügen, da ihm die Mittel der Unterhaltung Lehrer abgehn oder auch der besitzwürdige Theil der Frauen von den Würde- ^gern der Kirche schon beansprucht worden ist. Dieser Umstand, verbunden mit °er Einsicht mancher in die Mängel einer Verwaltung, wie man sie nur einer '°^'de Idioten aufdrängen kann, und die Agitation der Majoriät der Frauen Aen die Plualitätslehre hatte in den letzten Jahren zu Spaltungen in der Gemeinde und zur Vermehrung des Einflusses der bestehenden Sekten von