152
Selbst der gemeine Bergmann ist in der Regel gebildet genug, um den Nullen der besonders im freiberger Revier strengen Mannszucht einzusehen. Man wird nicht leicht einen Soldaten mit mehr Ehrerbietung nnd Zuneigung von seinen Vorgesetzten reden hören, als diese Bergleute von ihren Steigern, Schichtmeistern, oder wol gar von ihrem genialen und wohlwollenden Ober- bcrghauptmcinn.
Für die Unterstützung nothleidender Mitglieder sorgt die Knappschaft viel' leicht mehr als jede andere Corporation. An mehren Orten bestehen Speise- anstalten, die erstaunlich billige, gute Kost liefern. Im freiberger Revier erhalten die armen Bergleute Unterstützung zum Ankaufe des Brennholzes. Mehre Bcrgmagazine gewähren in theurer Zeit das Getreide zu ermäßigten Preisen. Für Kranke und Verunglückte ist durch Krankenkassen Sorge getragen, arbeitsunfähig Gewordene erhalten Gnadengehalte; Leichenkassen bieten die Mittel zur Beerdigung der Angehörigen. Die sämmtlichen Knappschaftskassen, welche durch die Beitrüge der Arbeiter und Gewerken gebildet werden, verabreichten im Jahre 1856: 66,723 Thaler „Berglllmosen" an invalide und kranke Bergleute und deren Angehörige.
So sehr aber die Knappschaftsverfassung durch die Wohlthaten der Association dahin wirkt, daß immer neue, kräftige Arbeiter zu dem wenig einträglichen, bcschwerde- und gefahrvollen Berufe zutreten, so sehr trägt sie durch ihre strenge Zucht bei, den alten guten Geist der erzgebirger Bergleute zu bewahren. Sie erhält den religiösen Sinn wach durch gemeinsame Gesänge, Gebete und Gottesdienste, sie wacht über die Sitten durch Aufrechthaltung der straffen Mannszucht; sie nährt und weckt das Ehrgefühl; sie fördert das innige Bewußtsein der kameradschaftlichen Zusammengehörigkeit; sie befähigt den Arbeiter zu dem Ausruf: „Ich bin nur ein armer Mann, aber ich bin ein erzgebirger Knappe!"
Das Händeldenkmal in Halle.
Am 1. Juli wurde das Händelstandbild auf dem Marktplatz zu Halle- der Vaterstadt des Meisters, feierlich enthüllt. Die erste Anregung zu einer festlichen Begehung des, eigentlich auf den 13. April 1859 fallenden hundertjährigen Todestages Händels, ging schon vor mehren Jahren von Gcrvinvs aus. Seine betreffenden, an Hallenser Privatleute gerichteten Anfragen möge" zuerst wol unberücksichtigt geblieben sein; im Dec. 1855 trat jedoch unter Vorsitz des Geh. Commerzienraths Wucherer ein Kreis von Männern zusammen- die diese Angelegenheit zunächst in die Hand nahmen. Anfänglich hatte man