Beitrag 
Die Erzgebirger. 2. : Der Bergbau und die Bergleute.
Seite
144
Einzelbild herunterladen
 

144

wie das Erzgebirg, dessen Bcrgstädte sämmtlich auf ungeheuren Katakomben stehen. Die Länge der freibcrger Stollen und Minengünge beträgt fast 40 Meilen, man verbraucht in den Bergwerken jährlich 3000 Ctr. Sprengpulver, und es wurden damit in jedem der letzten Jahre über 12,000 Lachtcr, (84,000 Fuß Gestein) abgebrochen. Gangbare Bcrggebäude zählte man vor drei Iah' ren 416. Die meisten Gruben besitzt das schwarzenbergcr Revier, nämlich 228, und zwar wird hier vorwiegend Eisenstein gewonnen, außerdem aber Kobalt, Wismuth (besonders bei Schnccberg) und Uran (bei Johanngeorgcn- stadt). Das freibcrger Revier, wo vorzüglich silberhaltige Bleierze und etwas Zink- und Kupfererz brechen, hat 84, das marienberger 73, das altenbergtt 31 Gruben. In den beiden letztern gräbt man hauptsächlich Zinn-, Arsen- und Wismuthcrze und nur wenig Silber.

Gleich den Schiffen auf der See haben die einzelnen Gruben, Gänge und Stollen ihre Namen. So gibt es unter den Erzgängen einenKirsch' bäum Stehenden", einenScligtrost Stehenden", einen Gottlob Morgengang", einenGlückauf Spat", Benennungen, deren letzter Theil die Richtung des Ganges bezeichnet. Manche Grubennamen sind Zeugnisse sür den religiösen Sinn, andere für den frischen Humor der Bergleute. Häusig wurden Hei' lige, ebenso ost Fürsten, bisweilen Städte, Feste und Thiere, namentlich der Hirsch, zu Pathen gewählt. Einige Bcrggebäude tragen Namen, welche Hoff' nung oder Dankbarkeit ausdrücken, einige solche, welche Tadler oder Neider verspotten, z. B. derNarrenfresser", dieFruchtbare Thorheit", dasFletsch' maul". Andere endlich, wiedie alte Mordgrube" klingen an schauerliche Sagen an.

Das wichtigste Revier ist das freibcrger. Hier lcbcn über siebzig Prl>' cent der sächsischen Bergleute. Hier trifft man die bedeutendsten Bauten und Maschinerien, so wie die großartigsten Pochwerke und Hütten. Hier trag) das ganze Leben ein bergmännisches Gepräge. Wie Chemnitz Fabrik-, LcivM Handelsstadt ist, so ist Freiberg vorwiegend Bergstadt. Der Bergbau ist der Nerv deH städtischen Lebens. Ein Bergamt, ein Bergmagazin, eine Bergschule und eine Bergakademie, die erste der Welt, bezeichnen Freiberg als das He>^ der sächsischen Bergverwaltung und Bergwisscnschaft. Mehre von den Privat' Häusern verkünden durch die Sinnbilder an ihren Wänden, daß sie ans dew Segen des Bergbaues entstanden sind. Man begegnet Handlungen mit Berg' mcmnskleidern und Bergmannshandwerkzeug. Man trifft andere mit M'U'k' scheideinstrumentcn. Man sieht in den Buchhandlungen vorzugsweise Buche' und Bilder, die sich auf den Bergbau beziehen. Auf den Straßen ist fnst der dritte Mensch, der vorübergeht, ein Bergmann, Bergbeamter oder Berg" student. Man wird vorwaltend mitGlück auf!" begrüßt. In den gesellige" Kreisen hört man Titel, die dem Fremden zu rathen geben: hier sitzt nebc"