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Priscus, des Führers der Opposition unter Vespasian geschrieben, und ihm Anerkennung gezollt hatte. Auch diese Bücher wurden öffentlich verbrannt. „Man glaubte wol, sagt Tacitus im Eingange des Agricola, in jener Flamme die Stimme des römischen Volts, die Freiheit des Senats und die Mitwissenschaft der ganzen Menschheit zu vernichten. Wahrlich wir haben einen großen Beweis von Geduld gegeben: und wie die alte Zeit den äußersten Grad der Freiheit, so haben wir den äußersten der Knechtschaft gesehn, da uns selbst der Verkehr des Redens und Hörens durch die Horcherei genommen war. Wir hätten mit der Sprache auch das Gedächtniß verloren, wenn Vergessen ebenso wol in unsrer Gewalt wäre wie Schweigen."
Bei der Verfolgung von Schriften begnügte man sich aber nicht, directe und unzweideutige Aeußerungen als Anklagepunkte zu benutzen, der Scharfsinn der Delatoren entdeckte auch Beziehungen und Anspielungen, an welche die Versasser vielleicht gar nicht gedacht hatten. In den letzten Zeiten Tibers wurde Mamercus Scaurus, ein wegen seines Lebenswandels übelberufener, aber durch Talent und Geburt hervorragender Mann, der letzte seiner erlauchten Familie, des Majestätsverbrechens angeklagt. Unter andern sollte ein von ihm verfaßtes Trauerspiel Atreus angeblich eine Darstellung der Gegenwart in der Maske des mythologischen Costüms enthalten. Zu der besonders in- criminirten Stelle gehörte der aus Euripides entlehnte Vers: der Herrscher Thorheit muß man tragen mit Geduld. Tiber soll geäußert haben: hat er mich zum Atreus gemacht, so will ich ihn zum Ajax machen. In der That kam Scaurus der Verurtheiiung durch Selbstmord zuvor. Helvidius Priscus, dessen Vater unter Vespasian hingerichtet war. hatte unter Domitian ein gleiches Schicksal. Er hatte ein Stück geschrieben, Paris und Oenone (vermuthlich das Libretto eines Ballets); der Gegenstand war die Untreue des Paris an seiner ersten Geliebten, die er um Helenas willen verließ: dies wurde auf die Scheidung des Kaisers von seiner Gemahlin Domitia bezogen. Caligula ließ einmal den Dichter einer Charakterkomödie verbrennen, weil in seinem Stück ein Vers vorkam, der auf ihn gedeutet werden konnte. Trotz so entsetzlicher Härte erhielt sich grade auf der Bühne ein gewisser Rest von Redefreiheit. Zuschauer und Schauspieler steigerten sich hier gegenseitig. Die leiseste Anspielung auf die Gegenwart wurde verstanden und mit leidenschaftlichem Antheil aufgefaßt, und die Gewißheit, das Publicum zu elektrifiren, riß die Schauspieler hin, die Gefahr zu vergessen. Zu Neros Zeit z. B. wagte ein Komiker, der einen gesungenen Text pantomimisch auszudrücken hatte, die Worte: Heil dir Vater, Heil dir Mutter! mit den Geberden eines Trinkenden, und eines Schwimmenden zu begleiten. Neros Adoptivvater Claudius war bekanntlich mit seinem Wissen vergiftet worden, seine Mutter Agrippina hatte er ertränken zu lassen versucht. Dergleichen wird öfter berichtet, und zeigt.