Beitrag 
Kitschi-Gami.
Seite
350
Einzelbild herunterladen
 

350

kannt. weil seine Medicin stärker war, als die ihrige.*) Er verblendete sie nnd so konnte sie ihn nicht sehen. Sie hielt ihn für einen gewöhnlichen Menschen. Als sie aber ihren Zaubergesang anfing und Menaboshu gleich so geschickt und kundig mit einstimmte, da wandelte sie eine Ahnung an und sie schöpfte Verdacht. Und vom plötzlichen Schrecken ergriffen, schrie sie: Wehe! Du bist doch nicht etwa der Menaboshu?"Ja. das ist ganz recht! erwiederte er,ich bin Menaboshu!" nahm sein Messer, schlug die Alte todt und zog ihr auf der Stelle die Haut ab. Diese Haut trocknete er am Feuer und zog sie dann über, legte sich ihre alten Runzeln über Stirn und Wangen; stülpte auch ihren struppigen Skalp oder ihre Perücke über sein Haupt, machte einen gekrümmten Rücken, wie sie es gethan hatte, nahm ihren Krückenstab in seine Hand, sing an zu husten und zu keuchen wie sie, schrie und jammerte auch ebenso wie sie über ihre verwundeten Söhne und schimpfte über den verwünschten Menaboshu. Und in dieser Vermummung ging er zum Hause der Schlangen. Als sie dort die Alte hüsteln und jammern hörten, schrien die verwundeten Söhne alle drei schon von weitem: Ach da kömmt unsere gute, weinende Mutter! Nun kommt her Kinder, ick habe auch wieder frische Kräuter mitgebracht, Eure Wunden zu behandeln. Aber Du bist gewiß hungrig, gute Mutter. Willst Du nicht erst etwas essen? Da liegt noch eine Pfote von dem kleinen abscheulichen Wolfe von Menaboshu. Wir liaven es noch nicht alle aufgegessen uud Dir etwas Gutes übrig gelassen. Menaboshu wurde bei diesem Anerbieten und bei dem Anblick des zarten Psötchen seines Lieblings ganz wüthend und faßte sich kaum. Er knirschte mit den Zähnen und murnielte:Nein Kinder, erst muß ich Eure Wunden behan­deln." Nun hielt sich Menaboshu nicht mehr. Er fiel über sie her. Und da er aus der obigen Unterredung mit der Alten genau wußte, wo die Pfeile steckten, so griff er behende zu, und drückte sie, statt sie herauszuziehen, ihnen ganz in den Leib und ins Herz und machte ihnen das Garaus. Da ent­stand dann Plötzlich ein großer Aufruhr im ganzen Lager der Schlangen, und alle wußten nun, wer nls Schlangenmutter zu'ihnen gekommen war. Mena­boshu, indem er Abschied nahm, riß sich die Haut der Alten ab, warf sie seinen Feinden zu, und rief: So werde ich Euch alle behandeln. Und damit machte er sich aus dem Staube.

In dem Lager der Schlangen und Schildkröten aber entstand ein all-

")Seine Medicin ist stärker" <8» mväioiruz <zst Ms torto) sagen die Indianer von einem Zauberer, oder auch von eincm Helden, dessen Zaubermittel, Kraft, Genius und Talente bedeu­tender sind, als die eines andern, und der einen andern hinters Licht zu führen versteht.

Vermummungen, Lagerbcschlcichungen und derartige geheime Ueberrumpclungen zum Niederstoßen von Feinden, kommen oft in den Kriegsgeschichten der Indianer vor.