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Die italienische Frage : Oestreich und das italienische Staatensystem.
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hängigkeit entäußerten? Kommt es nicht aber darauf hinaus, wenn der Köng von Neapel'sich am 12. Juli 1815 durch einen geheimen Artikel dazu ve- pflichtet, keine Veränderungen in seinem Lande zuzugeben, die unverträglich, sei es mit den monarchischen Institutionen, sei es mit den Grundsätzen, welche Seine Kaiserl. Königl. Apostolische Majestät für die innere Regierung ihrer italienischen Provinzen angenommen? oder wenn 1847 der Herzog von Modena den östreichischen Truppen das Recht einräumt, in sein Gebiet ein­zurücken toutes les tois, que 1'exiMra, I'iiitöiet cle lg, eommune (Menso ou 1a xruclvnce inilitg-iro? Sind die Verträge von 1815, die Oestreichs Grenzen festsetzen, nicht überschritten, wenn jener Vertrag erklärt, daß die Staaten des Herzogs von Modenaontreur. clans 1a liZue äe clstense äes xiovinees ita.- lieime» äe L. N. 1'ümxeieur ä'^.ut,i'icne", und, wie auch Parma, aus das Recht der Militärconventionen mit andern Staaten verzichtet? Ist nicht auch alle Gegenseitigkeit illusorisch, wenn der Herzog für solche exorbitante Zuge­stündnisse verspricht, mit seinen Waffen Oestreich zu schützen, oder selbst wenn Toscana (1. Juli 1815) zur Garantie des beiderseitigen Besitzstandes 6000 Mann und das wiener Cabinet 80.000 Mann zusagt?

Die Folge dieser Verträge ist eine fortdauernde militärische Intervention Oestreichs in den Staaten der Halbinsel gewesen, 1821 in Piemont und Neapel, wo es sechs Jahre bleibt und sein Ausenthalt dem Lande 85 Mill. Dukati kostet, 1331 in Modena, Parma und den Legationen, wo es sieben Jahre bleibt, Toscana entging der Besetzung nur durch die Energie seines Ministers Fossombroni. Nach 1848 beginnt dasselbe Schauspiel, die östreichi­schen Truppen waren sechs Jahre in Livorno und Florenz, haben Parma erst 1855 verlassen und sind nach zehn Jahren noch in Bologna und Ancona. Und diese Interventionen geschahen nicht blos zur Aufrechthaltung der Ruhe, während derselben lag meist die ganze Negierungsgewalt in den Händen der Commandanten, östreichische Militärcommissionen richteten überall. War es nicht natürlich, daß durch einen solchen Zustand die italienischen Regierungen ihren Unterthanen gegenüber jeder Autorität und Unabhängigkeit beraubt wur­den, daß man an ihnen verzweifelte und gewaltsam andere Verhältnisse her­beiführen wollte? In noch viel höherm Maße als in Deutschland war unter Metternich in Italien jedes nationale Gefühl verpönt, jeder liberale Gedanke erweckte Befürchtungen von Unabhängigkeit. Die Folge solchen ungesunden Druckes war wie immer, daß sich die Geister, denen jede Möglichkeit einer regelmäßigen politischen Thätigkeit abgeschnitten war, in unmöglichen Spe- culationen verloren und dieselben gewaltsam zu verwirklichen suchten. Bei dem Charakter der Italiener ward die Verschwörung zur Kunst ausgebildet, Komplotte und grau-same Bestrafung derselben folgten sich und jeder unglück­liche Versuch warf wie die zurücktretende Flut eine neue Ablagerung Heimath-