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Die doctrinäre Theologie zu Anfang des 19. Jahrhunderts.
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wird, worauf er die Uebersinnlichkeit des Wesens der Religion, sammt der Form erkennt. Er sagt sich deswegen los von einem solchen, das Wesen und sich selbst verunreinigenden Cultus." Die angeblichen Mängel in der Form des Protestantismus sind also grade seine Vorzüge. Dagegen tritt Marheineke entschieden auf die Seite Schlegels, wenn es sich um diejenigen handelt, die im Sinn des letzteren Protestanten sind. Freilich habe die Reflexionstheologie ein gewisses Verdienst,ist sie doch, um bildlich zu reden, das alte Testament der neuern Zeit, der Judaismus im Christenthum. Hat sie sich nicht durch eine dürre Wüste geschleppt, bis sie endlich in ihrem gelobten Lande, in dem engen Raum des Begriffs sich ansiedelte? Hat sie nicht hier die Herrschaft, nicht des dreicinigen Gottes, sondern des Einigen aufgerichtet, und alles unterworfen dem kategorischen Imperativ?" Dagegen hat Marheineke eine innige Freude empfunden, als Schlegel die heilige Dreieinigkeit als ein Geheimniß der ewi­gen Liebe abschildert.Wir glauben keck behaupten zu dürfen, daß dies der echt religiöse und christliche Standpunkt ist, welcher die schöne Aussicht in die nahe Zukunft gewährt, daß man bald und allgemein das Höchste der Religion auch als das Fruchtbarste für die praktische Theologie erkennen und bearbeiten wird." In diesem Sinn ist auch die christliche Symbolik gehalten, mit welcher Marheineke (18101814) seine erste doctrinäre Periode beschloß; seine spätere Bekehrung zu Hegel, seine populäre Geschichte der deutschen Re­formation (18181834) und seine segensreiche Wirksamkeit in Berlin sind bekannt.

Schön über Stein.

Wir haben in einem der vorigen Hefte Arndts Bild von Stein gebracht. 2m Folgenden geben wir ein Urtheil v. Schöns über den Reichsfreiherrn nebst einem nach der Meinung des Einsenders aus Schöns Charakteristik bezüglichen Briefe Alexanders von Humboldt. Beide Documente sind noch unveröffent­licht; den Namen der hochgestellten Persönlichkeit, sür welche Schön die Be­urtheilung Steins aufsetzte, müssen wir nach dem Wunsch des Einsenders verschweigen. Endlich haben wir uns gegen die Annahme zu verwahren, als machten wir die hier ausgesprochenen Ansichten Schöns durch den Ab­druck zu den unsern. Wir geben sie einfach als Material, und zwar mehr als Material zur Beurtheilung Schöns, als Steins.

Grenzboten III. 18S3. 53