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keine hervorragende Rolle spielen ließ. Gegenwärtig dient er als eine Art Museum zur Aufbewahruug griechischer Alterthümer. Dem Stil nach steht er dein Parthenon nahe, doch mangelt ihm die Vollendung in den einzelnen Theilen, die wir dort bewundern, auch wirkt er bei seiner Stellung in der Tiese und in unmittelbarer Nähe des häßlichsten Quartiers der Stadt und bei seiner verhältnißmäßigen Kleinheit bei weitem nicht so mächtig, wie jenes Wunderwerk des Phidias. Aus einem Unterbau von Porosquadern erhebt sich der Tempel zu einer Höhe von 32 Fuß. Seine Länge beträgt 104, seine Breite 46 Fuß. Um die Cella läuft ein dorischer Säulengang, und zwar stehen an jeder Langseite >3, an jeder schmalen Seite 6 Säulen. Wie der Parthenon hat auch das Theseion an der Cella eine Vorhalle im Osten und eine etwas weniger tiefe im Westen. Im Osten war der Eingang, der aber jetzt vermauert lst. Von den Giebeln hatte nur der östliche einen Schmuck von Statuen, gegenwärtig ist auch er ohne diese Zierde. Wenn sich beim Parthenon die Kette der Metopen um alle vier Seiten zog, und ebenso der Festzug der Panathenäen um den ganzen Fries der Cella herumging, so sind beim Theseustempel lediglich die iv Metopen der Ostseite vollständig mit Sculp- turen geschmückt. Die Westfronte entbehrt derselben völlig, und an der Nord' und Südseite sind nur je vier der östlichen Fronte am nächsten befindliche Metopen mit Bildhauerarbeit verziert; an der Cellawand aber hat blos die Ost- und die Westseite einen Hautrelieffries, und zwar jene einen längeren, diesen einen kürzeren. Jene Metopen, die sehr verstümmelt sind, scheinen auf der Ostfronte Thaten des Herakles, an der Süd- und Nordseite Ereignisse aus dem Leben des Theseus vorgestellt zu haben; wenigstens läßt sich die eine auf den Kampf mit dem Minotaurus, eine andere aus den Fang des marathonischen Stiers und eine dritte (im Norden) auf den Sturz Skirons vom Felsen deuten. In dem gleichfalls stark beschädigten Friesrclief über dem einstigen Eingang wollen die Einen den Kampf der Giganten mit den Göttern erkennen, Andere dagegen den Streit des Theseus mit seinen Verwandten, den Pallantiden. Wer Recht hat, bleibe dahin gestellt. Dagegen ist kein Zweifel, daß der Relieffries über dem Opisthodomus im Westen den Kampf der Centauren und Lapithen darstellt. Deutlich erkennt man hier Theseus neben einem von ihm getödteten Centauren, während gegen die Mitte hin sein Genosse Käneus von den Gegnern gesteinigt wird. Die Figuren waren in alter Zeit bemalt. Jetzt ist davon ebenso wenig mehr zu sehen, als von den bunten Mäandervcrzierungen am Gcpälk, von den Sternen in den Kassetten des Deckenfeldes und von den Gemälden, mit denen Mikvn die innern Wände des Tempels verzierte.
Die Sammlung von Skulpturwerken, die gegenwärtig in der Cella aus' gestellt ist, enthält manche gute Arbeit und verschiedene Stücke von hohem