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getreten; wie Goethe der größte Dichter, Hegel der größte Metaphysiker. so stehe A. v. Humboldt als die größte Manifestation des synthetischen Genies Deutschlands in der Naturwissenschaft da, und schließe seine große Bahn würdig durch den Kosmos, „cet, iuvcmwire cl<z l'univers". Der Mangel an Plan, die Ausschreitungen der Jünger dieser drei großen Meister werden getadelt, und schließlich auf Kuno Fischers Baco von Verulam. der die experimentale Philosophie wiederherstellen wolle, als auf ein günstiges Zeichen der Zeit hingewiesen. Baco werde an die Stelle von Spinoza treten, und Mikroskop und Wage die Synthese zurückdrängen oder ihr doch einen bescheidnern Play anweisen. In der Schilderung dessen, was Deutschland für die Geschichtschreibung geleistet, vermissen wir bei der Anerkennung der Verdienste von Nanke, Häusser, Gervinus, unter deren Händen die Geschichte eine lebenswärmere Gestalt angenommen, doch eine Erwähnung der ältern historischen Schule. Niebuhr ist vielleicht noch bedeutender durch die Methode seiner Geschichtschreibung, als durch seine Kritik. Savigny. Böckh, die Grimms verdienten selbst in einem so allgemeinen Ueberblick genannt zu werden. Anerkannt wird der reale Zug, der jetzt durch das ganze deutsche Leben gehe, und der sich auch in den neuesten poetischen Leistungen von Auerbach, Keller, Frcytag u. s. w. bekunde.
Der Vortheil, welchen die Revue aus den zahlreichen deutschen Fachzeitschristen gewinnen könne, wird in einem besondern Briefe von E. Renan an die Herausgeber auseinandergesetzt. Dankenswert!) ist die warme Anerkennung der Stellung und des Einflusses der deutschen Gelehrsamkeit im Auslande, wir können in der That darauf stolz sein, daß fast alle Ausgaben der großen Sammlung der Klassiker von Firmin Didvt von deutschen Gelehrten besorgt sind, der erste Directvr der kaiserlichen Bibliothek in Paris, H. Häse, ist ein Deutscher. Zwei Dinge sind noch in dein Briefe Renans näherer Beachtung werth. Er findet ein Uebel in der großen Zahl von jungen Leuten, die sich, meist ohne genügende Subsistenzmittel, in Deutschland zur akademischen Lausbahn drängen. Hierin müssen wir ihm ganz Recht geben, unsre gelehrte Production übersteigt die Konsumtion zu sehr und der Wunsch oder die Nothwendigkeit sich rasch hervorzuthun ruft eine Menge neuer Systeme und Versuche hervor, welche sich oft mehr durch Paradoxie als durch innern Werth auszeichnen. Hoffen wir, daß der reale Zug unsers neuen Lebens jenen geistigen Ueberwuchs allmcilig beseitige. Die andere Bemerkung Renans ist. daß Deutschland keine Revuen habe, d. h. Zeitschriften, welche die Interessen der Nation in gediegner und doch gemeinverständlicher Weise besprechen. Es ist nun richtig, daß wir keine Zeitschrift wie die Revue des deux Mondes besitzen, aber das ist mehr eine Folge der deutschen Decentralisation als einer Abneigung gegen die Art der englischen oder französischen Revuen, man darf nicht schließen, daß