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Das Versicherungswesen unserer Zeit. 2. : Die Landversicherungen.
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schädigungsfreien Fälle nicht die der ersatzpflichtigen weit übersteigt, da sie ja die Mittel zu den Zahlungen aus den einzelnen Prämien sich erst erwer­ben soll.

Für diejenigen Leser, welchen die Besprechung so rein materieller Fragen an diesem Orte nicht recht genehm gewesen sein mag, wollen wir einige all­gemeine Bemerkungen hinzufügen. An und für sich werden sie uns einräu­men, daß der ganze Gegenstand ein mindestens culturhistorisches Interesse hat. indem sich daraus erkennen läßt, wie di'e Menschen bei mehr und mehr geord­neten Zustünden daraus verfallen, das Gebiet des Ungefähr wenigstens in sei­nen schlimmsten Folgen möglichst zu beschränken. Der erste Schritt zur Civili­sation ist das Sparen von heute auf morgen, nur der Wilde schwelgt heute im Ueberfluß und hungert wenige Tage darauf. Versicherung nehmen ist auch nicht mehr als rechtzeitig ein Opfer zur Abwendung eines spätern möglichen Scha­dens zu bringen. Dazu reicht aber nicht die Vorsorge der Einzelnen, sondern nur die gemeinsame Einsicht Vieler aus; daher dann die Entstehung großer Versicherungsanstalten. Vielleicht rechtfertigt schon dieser Gesichtspunkt die genauere Bekanntschaft mit den einzelnen Versicherungsarten, als ebenso vielen Mitteln zu demselben Zwecke. Viel wichtiger ist es aber zu sehen, wie die Menschen auch ohne die Mystik der Socialisterei und das damit verbundene Hvhepriesterthum der socialistischen Oberersinder und Mystagogen auf das ge­kommen sind, was diese als Solidarität der Interessen bezeichnen. Im Gan­zen und Großen ist sie schon durch den Staat und dessen Einrichtungen dar­gestellt; nach einzelnen Beziehuugen durch die Versicherungsanstalten. Nur kaiserlich französischer Socialismus konnte darauf verfallen, auch das gesammte Versicherungswesen an den Staat ziehen zu wollen; das hieße aber die freie Beweglichkeit des einzelnen Interesses und damit den eigentlichen Boden des Versichcrns nehmen. Bei aller Kühnheit der pariser Projcctmachcrei mußte daher jener Plan noch vor seiner Geburt sterben.

Anton Springer.

G e sch j ch t c d cr b i l d e n de n Kün stc i i» I l>, Icihrhunder t. Leipzig, Brockhaus.

Dies vortreffliche Buch vergegenwärtigt uns einen dreifachen Fortschritt unsers Jahrhunderts- in der Kunst selbst, in ihrer Erkenntniß und in ihrer Schilderung. Ueber den ersteren wollen wir uns hier um so weniger verbreiten, als man ihn aus der Darstellung des Verfassers am besten kennen lernen kann. Auch haben wir nicht einmal völlig um fünfzig Jahre zurückzugehn. um die auf diesem Gebiet erfolgten enormen Veränderungen gewahr zu werden. Grenzbvtcn I. 1SSL. 59