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Bilder aus der deutschen Vergangenheit : deutsche Fürsten auf dem Reichstage : 1547.
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zu Nürnberg, was sie gelten wollten, denn wir hatten sie billig gekaust. Herzog Friedrich von Liegnitz*), der seines Vaters wegen auch dem kaiserlichen Lager nachzog, kam zu uns, da er sah, daß wir so gute Schnabelwcide hatten. Den behielten wir bei uns zu Gast. Wir hatten zwei Huren in köstlichen seidenen Kleidern bei uns sitzen, saßen so die ganze Nacht, die ohne dies nicht lang währte. Am Morgen wollte ich meinen Hengst wieder satteln und zäumen, da war er mir in der Nacht gestohlen, ich nahm wiederum den nächsten, den ich ergreisen konnte, putzte thu, legte den Sattel darauf und ritt meine Straße.

Nach Bamberg kamen wir am 1. Juli. Der Kaiser zog gegen Mittag mit starkem Volke ein, er aber saß auf einem kleinen Maulthier. In der Vorstadt war eine Straßenbiegung im rechten Winkel, grade in die Ecke ward der gefangene Kurfürst von Sachsen logirt, daß er feldwärts aus der Vorstadt hinaus und längs der Vorstadt in die eigentliche Stadt sehn tonnte. Er stand oben am Fenster, um den Einzug anzusehn. Als nun der Kaiser in der Ecke nn den Kurfürsten kam, neigte dieser sich vor ihm gar tief, aber der Kaiser verließ ihn nicht mit den Augen, so lange er auf ihn sehen konnte und lachte gar spöttisch.

Am 3. Juli schrieb der Kaiser den Reichstag zum 1. September nach Augsburg aus. Im Stift Bamberg haben die Spanier an die 400 Francn, Jungfrauen und Mägde bis nach Nürnberg mit sich genommen. Dort haben sie dieselben wieder zurücklaufen lassen; die Eltern, Männer und Brüder sind ihnen gefolgt, der Vater suchte seine Tochter, der Mann seine Ehefrau, der Bruder seine Schwester bis nach Nürnberg, da bekam ein jeder die Seine wieder. Ist das nicht eine unartige Nation? Nach geendigtem Kriege, in Freundcsland, in Beisein de? kaiserlichen Majestät, da doch der Kaiser gar strenges Regiment hielt. Alle Abend, wenn er sein Zelt aufschlug, ließ er auch einen Galgen aufrichten, ließ sie auch tapfer anbinden. Das half jedoch nichts.

Der Kaiser zog mit seinem Kriegszeuge gemächlich vorwärts, denn es war eine große Hitze in den Hundstagen. Unterdeß ritt ich mit Georg von Wedell spazieren, die Kriegsleute entlang, was gar lustig anzusehn war. Eines jeden Rüstnng und Wehr in der Schlachtorduüg. Bald waren wir bei den spanischen Knegsleutcn, bald bei den deutschen und konnten doch am Abend wieder bei unsern Reitern sein. Die Marschirenden hielten nicht den rechten Fahrweg, sondern gingen in gerader Linie, sie machten eine an­sehnliche Straße, viermal breiter als die Landstraße, was ihnen entgegen war,

") Der liederliche Vater des berüchtigten Herzog Heinrich, des Gönners von Hans van Schweinichen,