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allgemeines Unbehagen, — dort eine verehrte und geliebte Königsfamilic, ein loyales Volk, das sich selbst regiert, sreie Presse, Mhe und Befriedigung, — wo weilt man lieber? —
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Correspondenz.
Ans Hamburg Den 3. Fcbr, — Die Schrcckcnstagc sind vorüber, die Tage, wo der unheimliche Geist des Bankcrotts an unsrer Börse herumging, um seine Opfer zu suchen. Es ist zwar noch nicht ganz vorbei mit den Zahlungseinstellungen und den Bankerotten, aber es ist nicht mehr der Rede werth, denkt man zurück an die ersten Tage des December, als an einem einzigen Tage dreißig oder vierzig der ersten Hamburger Firmen sich unter „Administration" stellten, wie man die neue scheuende Form des Cvucurses jetzt hier nennt, als Tag für Tag weitere Firmen folgten, bis deren Zahl über hundert gestiegen war; jetzt sinds deren grade 140. Und dabei eine ganz erkleckliche Zahl von Zahlungseinstellungen öhnc gerichtlichen Beistand und nicht wenige ganz ungeschminkte Fallissements! Dahin wars mit Hamburg gekommen, diesem in Reichthum und Glanz schimmernden Hamburg, dessen Flagge aus allen Meeren wehte, so daß — es ist das keine Uebertreibung — in fernen Zonen Deutschland häufig nur als ein Appendix Hamburgs gedacht wurde. Wie ich Ihnen damals schrieb, es waren Tage und Wochen, au denen in der ganzen zahlreichen Börscnvcrsnmmlung kaum ein einziger sagen konnte, er werde noch in nächster Zeit vollkommen zahlungsfähig bleiben. Kein Wunder, daß es in jenen Tagen an „Vertrauen" fchlte, und daß dieser Mangel neue Verluste herbeizog; kein Wunder aber auch, daß die Ermahnung, doch wieder Vertrauen zu fassen, gar nichts half, denn wer baut ein Haus da, wo die Erde zittert und ticse klaffende Wunden zcigt, welche schon so manches Hab und Gut verschlungen haben!'Vielleicht ist nichts bezeichnender für deu damaligen Zustand unsrer Börse, als die folgende Anekdote, welche die hiesigen Tagcsblätter brachten! Ein reicher Börsenmann war kurz vor Ausbruch der Krisis schwer erkrankt, so daß er Wochen hindurch vou allem, was draußen geschah, nichts erfahren durste. Ju der zweiten Hälfte des December wieder genesen, war nuu seine Frau bemüht, ihm einige Begriffe von den veränderten Börscnzuständcn zn geben und fing dann auch an, ihm von den stattgehabten Zahlungseinstellungen zu berichten. Als sie dabei nun bereits mehre Namen vom reinsten Bankoklangc, wie er sie bisher gekannt hatte, aufzählte und sortfuhr, denselben neue hinzuzusetzen, sprang er plötzlich mit einem entsetzlichen Schrei vom Sopha aus dem Zimmer hinaus, so daß die Kinder und die ganze HauSgenosscnschaft eiligst herbeilief. „Kinder, die Mutter ist verrückt geworden," das war alles, was der Unglückliche sagen konnte. Die Mutter mußte verrückt geworden sein, weil ihm, dkr die ungeheure Umwandlung nicht mit erlebt hatte, dieselbe gradczu für unmöglich galt.
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