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Ungeübten schwierig zu erkennenden Krümmungen und leisen Bewegungen zerlegt sind in gerade Linien, die gleichsam das Gerüst zu der vollendeten Figur bilden. Auf diese Weise ist nicht allein der noch ganz ungeübten Hand des Schülers eine leicht nachzubildende Figur gegeben, sondern auch dem Ange die Art und Weise gezeigt, wie es in der complicirten Form die einfachere, in dem Vielfältigen das Wesentliche erkennen lernt. Durch die angegebene Einthcilnng der Verhältnisse wird außerdem, der Sinn für Maß und Gleichgewicht, durch die instructivc Ucber- tragung aus der Vorder- in die Seitenansicht der Begriff für körperliche Ausdehnung erweckt uud gebildet. Durch allmülige Verbindung der einzelnen Theile untereinander wird dami fortgeschritten zu ganzen Köpfen in Umrissen und zuerst als am leichtesten verständliche Form gegeben, aus der alle schwierigeren sich wie aus einem Urtvpus menschlicher Gestalt entwickeln lassen, in Zeichnungen nach antiken Sculpchrcn, dann nach und nach die schwierigeren Formen in Köpfen nach Gemälden und Zeichnungen der besten älteren nnd neueren Meister, zugleich aber unmcrk- lich vom bloßen Contour zum ausgeführten, in Strichen schattirtcn Bilde übergegangen. Durch Zusammenstellung von antiken Formen mit denen der wirklichen Natur wird hierbei aus das Wesen des Stils, ohne den keine wahre Kunst denkbar ist, ausmcrksam gemacht, und durch die strenge Auswahl der gegebenen Vorbilder der Geschmack nn dem wahrhaft Schönen und Ausdrucksvollen begründet und geläutert. — Wir wünschen, daß die Sammlung eine lebhafte thätliche Anerkennung des Publicums finden und diese es dem Herausgeber und dein Verleger möglich machen möge, das, was in dem Erschienenen noch nicht erledigt werden tonnte, zu vervollständigen und fortzuführen, hauptsächlich auch das Versprechcn, was in der Vorrede gegeben wird, späterhin ganze Figuren, mit besonderer Berücksichtigung der Gewandung zu bringen, in derselben gewissenhaften Weise zu erfüllen, die in dem bisher Gelieferten gezeigt worden ist. — . M.
Neue Reisewerke.— Aus und über Italien. Briefe an eine Freundin von N. Schlütcr. Zweiter Band. Hannover, Nümplcr. — Wie der erste Theil ein recht guter Führer durch Venedig war, so versetzt uns dieser zweite mit lobcnswcrthcr Genauigkeit und Ausführlichkeit nach den übrigen bedeutenderen Städten Oberitaliens, nach Padua und Viccnza, nach Verona, Brcscia und Mailand, dann über Genua nach Florenz, dessen Bctrachtnng die größere Hälfte dieses Bandes gewidmet ist, zuletzt nach Tnrin und zu den Gegenden am Lag» maggiore. Auch hier beschäftigen den Verfasser vorzüglich die Knnstgegenslände, über die er als Sachkenner urtheilt und die er so anschaulich, als sichs in Worten thun läßt, zu schildern versteht. Land und Leute werden in diesem Theile nnr beiläufig erwähnt, wo es aber geschieht, bekommen wir deutliche und wahrheitsgetreue Bilder und verstündige Urtheile. —
Hansschatz der Länder- und Völkerkunde. Von Or. Alexander Schöpp- ner. Mit 24 Ansichten M Tondrnck. Leipzig, Verlagsbuchhandlung von I. I. Weber. Der Titel Hnusschatz klingt etwas verdächtig. Wir sind gewohnt, uns darunter- mehr oder minder planvolles oder planloses Sammelsurium von Abgedrucktem zu denken. Dies ist bei dem vorliegenden Buche nicht der Fall. Der Vcrsasscr hat gegen drcihnndert der vorzüglichsten Ncisewcrke vor sich gehabt und diese mit Geschick ausgewogen, so daß sein Werk die Quintessenz des Besten gibt, was auf