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innere Festigung des Charakters der wichtigere, dessen verhältnißmäßig große Dunkelheit uns daher um so lästiger ist; der Berfaßcr weiß aber mit dem Stoff, den uns die Klagen und einige Briefe bieten, das „etwas vom fahrenden Ritter in Huttm" so lebendig zu gestalten, daß wir diesen auf seiner Reise nach der Ostsee und einer ungestümen Fahrt ans ihr selbst wie im Nebel verfolgen können, bis wir ihn krank und bettelarm in Greifswald immatricu- liert und im Hause der nach Huttens Schilderung eben so gemeinen als wohlhabenden Lötze, des Bürgermeisters und seines Sohns des Professors, finden, die ihn. als er Ende 1509 mit deren Einwilligung nach Rostock abzog, schmählich misshandeln und berauben ließen, so daß er in letztrer Stadt, von Fieber und Dürftigkeit fast bis auf die Knochen verzehrt, bei dem mildthätigen Ekbert von Hartem Obdach und Pflege zu finden ebensosehr als Glück zu preisen hatte, als ihm die rohe Härte der Lossii zu den heftigen Querelen Stoff gab. „Die Hebamme von Huttens Geist war der Zorn." Diesen hatte hier nur ein privates Unrecht angesacht; in entsprechendem Gebiet halten sich auch die 20 Elegien, aus denen die von Trebel eingeführten und vom Berfaßer den Sechszehnern der Rostocker Universität mit einem Tetrastichon an jeden derselben gewidmeten (Zuerelarum libii du» bestehen, theils Klagen, theils Hilfsgcsuche und Danksagungen an Freunde, Gönner,, Verwandte und Leser, zum Schluß -rcl Kormxmo^ die Huttens Muse für sich zu werben sucht. Auf
diese Elegie verweist schon 1514 Eoban Heß die Nachwelt als auf eine Art poetischer Nationcillitteratur. Das Schicksal der huttcnschen Druckschrift von 1510 erzählt Strauß, nicht aber, daß im britischen Museum sich ein von Hütten selbst durchcorrigiertes und mit einem ungcdruckten Widmungsgedicht an den 6 Jahre später in Wittenberg verstorbenen Dr. Kilian Reuter vermehrtes Exemplar derselben findet, worin er auch die beiden im Druck ausgefallenen Verse (II. 2, 5 und 6), welche dann auch in einige andere der erhaltenen Exemplare eingeschrieben worden sind, zugesetzt hat. Ende 1510 datiert Hütten aus Fachs Haus in Wittenberg an seine Freunde Osten die Widmung der in Hexametern verfaßten und ebenda läid. I^dr. 1511 vollendeten^,» v<;iÄti(.!u>äi oder Stichologie, welche an sich unwichtigste unter seinen Schriften, weil sie Schulbuch geworden ist, die meisten Drucke (ich kenne etwa 24) erfahren hat. In Wittenberg im dessen Universitätsmatrikel Hütten nicht eingeschrieben ist) erhielt er also auch den biographisch so wichtigen Brief des Crotus vom 3, Februar 1511. worin dieser, auf andere uns leider nicht erhaltene Briefe Bezug nehmend, von der noch immer sehr bedenklichen Gesinnung des Vaters und von der zwar wohlwollenden der fuldischen Mönche gegen ihn spricht, die jedoch — Hütten scheint also darum nachgesucht zu haben, — Geldunterstützung vorläufig nicht gewähren wollten. Darauf scheint Hütten etwa ein Semester in Leipzig Vorlesungen gehalten zu haben, wenigstens ist sür diese Annahme ein späterer