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heit hergestellt, nicht blos die Verwaltung solid organisirt, man hat Berlin zum Mittelpunkt der wissenschaftlichen Bildung in Deutschland gemacht. Daß unter den Männern, an welche sich die Wiedergeburt Preußens knüpft, Stein, Blücher, Gneisenau, Humboldt. York. Schön. NKbuhr, Schleicrmacher u. s. w. einige von Geburt nicht zu Preußen gehörten, thut nichts zur Sache; feiert doch auch Oestreich mit Recht in Prinz Eugen den östreichischen Helden.
Es sind grade hundert Jahre her. daß die schwarzweißen Fahnen, wenn auch gegen Deutsche, doch zur Ehre des deutschen Namens sich unsterblichen Ruhm erworben haben, man lese die lebensvollen Bilder, die Professor Ku- tzcn von den Schlachten bei Kollin und Leuthen entwirft; welcher Deutsche wird nicht warm, wenn sich die Heldengestalt Friedrichs vor seiner Phantasie entfaltet! Consistorialratb Stahl und Redacteur Wagener haben zwar in Zeiten allgemeiner Verwirrung die schwarzweiße Fahne aufgesteckt, aber das ist noch kein Zeichen, daß sie ihnen wirklich zukommt. Friedrich ist der Genius des preußischen Staats: specifisch preußisch ist, was seinem Geist entspricht, nicht das Gegentheil. Die Preußen sind, wie Vincke in der Pauls- kn'che ganz richtig bemerkte, deutsch, und sie wissen es auch; sie wissen, daß sie nichts sind, wenn sie nicht deutsch sind; und die schwarzwcißen Fahnen, die in Fchrbellin, in Roßbach, in Leipzig und Watcrloo zu Ehren Deutschlands geweht haben, werden auch in der Zukunft ihrer Geschichte keine Schande machen. ^. .
I- S.
Korrespondenzen.
Konstantmopel. — 25. December 1857. Die Verhandlungen über den Sucz- kanal, aus Anlaß deren Herr Ferdinand dc Lesscps hierher kam, rücken mehr und mehr ihrem Ende entgegen, und es scheint keinem Zweifel mehr zu unterliegen, daß Napoleon III. im nächsten Jahre Frankreich mit der Nachricht von ihrem Schluß und der, wenn auch ein wenig modisicirten Annahme des französischen Projccts durch die Pforte wird überraschen können, Am letzten Sonnabend gab Aali Pascha, der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, aus Anlaß der Anwesenheit des vor- gcdachtcn französischen Staatsmannes ein glänzendes Diner, zu dem alle Mitglieder sowvl der Gesandtschaft des Herrn von Thouvenel. wie auch des osmanischen Cabincts eingeladen waren. Neben dem genannten Chef der französischen Legation saß der Großvczicr Ncschid Pascha, und beide unterhielten sich auf das freundlichste miteinander. Wol mit Recht zieht man daraus den Schluß, daß nach der Abreise Lord Redcliffes das gute Einvernehmen zwischen den beiden einander lange feindlich gcgcnübcrgcstandcnen bedeutenden Männern vollkommen wieder hergestellt worden ist. Was man von dem Resultate der übcr den Suezkanal geführten Unterhandlungen
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