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Der Seekrieg in der Gegenwart.
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fast nur der Überwachung und Negulirung. Ein Anderes ist es, wenn es darauf ankommt, mit diesen Maschinen zu schlagen; indeß gehört dieS nicht in diesen Zusammenhang.

Es ist eine Folge dieser verschiedenen Verhältnisse, innerhalb deren sich ,der Land- und Seekrieg zu bewegen haben, wenn im letzteren Angriff und Vertheidigung nicht als so schroff gesonderte Begriffe nebeneinanderstehen, wie in jenem. Sie sind hier in der That ungleich weniger voneinander gesondert und fließen stellenweise in den allgemeineren Begriff der Action widereinander zusammen. In der Defensive befindet sich eine im Hafen blockirte Seemacht einer sie blockirenden gegenüber, und diese letzlere ist eben in der Offensive; offensiv agirt die verfolgende Flotte und defensiv diejenige, welche verfolgt wird; defensiv endlich schlägt sich ein Geschwader, welches den zum Kampfe herannahenden Feind erwartet, und zwar gleichviel, ob es unter Segeln oder vor Anker geschieht; und dieser ist selbstredend der Angreifende. Das sind alles einfache Fälle, im Landkriege kommen die nämlichen vor, sie werden aber dort complicirler durch den bedingenden Einfluß, den das Kriegs- theatcr und seine Abmessungen, die politischen Grenzen, die Strom-, Gebirgs- und FestungSlinien, endlich die Bodenbeschaffenheit oder das Terrain deS Kriegsschauplatzes im engeren Sinne unablässig auf sie ausüben. Von diesem Einfluß ist der Seekrieg völlig frei/ Daher kommt auch, daß dem Combinationstalent des Admirals ein geringerer Spielraum wie dem des Feldherrn geboten ist; daß die Defensive weniger Mittel findet, unabhängig von ihren beweglichen Streitkräften zu erstarken; daß überhaupt nur diese bei. der Entscheidung, (einige Ausnahmefälle, die sehr vereinzelt stehen, einge­räumt) Geltung finden, und daß der KriegSraum dem Vertheidiger am Ende wenig mehr darbietet, wie seine Unermeßlichkeit d. h. (unter der Voraussetzung einer ausreichenden Schnelligkeit seiner Fahrzeuge) die Gelegenheit zum Ent­weichen.

Ich habe oben die Festungen genannt und komme auf sie zurück, weil es im Seekriege Objecte gibt, die den festen Plätzen des Landkrieges ver­glichen werden können; es sind dies die Häfen. Es leuchtet ein, daß, wie groß auch die Bedeutung der Festungen in einer zukünftigen Zeit noch werden mag, die Häfen (Kriegshäfen) in den Kämpfen zur See doch nothwendig eine noch bedeutendere Stellung einnehmen müssen. Sie sind das Mittelglied, gleichsam das verknüpfeniie Band zwischen dem Lande und dem Meere; ohne sie ist keine Seemacht denkbar, weil diese nothwendig einen Ausgangspunkt und im rein materiellen Sinne, nicht im materiell-geometrischen, ' wie die Strategie zu Lcmde.den Begriff auffaßt, eine Basis haben muß, um operiren zu können. Die Befestigung der für Flottcnzwecke bestimmten Häfen ist eine unerläßliche Nothwendigkeit; indeß muß ich mich in dieser Erörterung