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Kleine ästhetische Streiszüge. 3.
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einen substantiellen Gehalt entgegenzusetzen haben, er bestärkt sie in der Neigung, die bei demMusensohn" gar keiner Verstärkung bedarf, über die ernsthaften Angelegenheilen der Philister zu spotten. Gegen diesen Mißbrauch der akademische,! Stelle können wir unsere Mißbilligung nicht stark genug ausdrücken, und wir glaube», daß darin alle Parteien einig sein werden. Nicht viel anders ist es mit der Religion. Auch hier gilt Erdmann für einen Re­aktionär, wenn wir aber auf die zahlreichen Seitenhiebe gegen die Orthodoxie, die in diesen Vorlesungen vorkommen, kein großes Gewicht legen, so glauben wir Vagegen, baß grade die Art, wie er sich ihrer zuweilen annimmt, höchst verletzend sein muß. Am schärfsten findet man die Beleidigungen eines guten FreuudeS, der uns mit lächelndem Achselzucken entschuldigt. Es ist nicht über­trieben, wenn wir behaupten, daß Erdmann die Stellung des Geistlichen zur Kirche als ein bloßes Contractverhältniß betrachtet; wir glauben nicht, baß seine sogenannten politischen und religiösen Freunde dieser Ansicht beitreten werden.

Nur noch einige Worte über einen dritten Schriftsteller dieser subjectiven Richtung: Meine Wanderung durchs Leben, ein Beitrag zur iuuern Geschichte der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, von Or. Gerd Eilers, kön. preuß. Geh. RegierungSrath a. D. (2 Bd., Leipzig, Brockhauö). Der Verfasser spricht schon in der Vorrede mit einer gewissen Unsicherheit über seine amtliche Thätigkeit unter dem Ministerium Eichhorn, namentlich bei der mini­steriellen Literalurzeitung. Die üble Meinung, welche im Publicum über seinen Einfluß verbreitet war, beunruhigt ihn sichtlich; auch erwägt er mehrmals, waö wol seine Freunde zu seiner gegenwärtigen politischen Haltung sagen mögen: er fürchtet dem cincu zu cvnservativ, dem andern zu liberal zu sein. Daß man ihm, und wie scheint, auf eine ziemlich brüske Weise seinen Abschied gegeben hat, erklärt daö Auftreten des malcontenten Staatsmanns hinreichend. ES versteht sich von selbst, daß er seinen frühern Ansichten, die ja der Oeffentlichkeit angehören, nicht direet widerspricht. Doch behalten wir uns vor, auf diese allgemein politische Thätigkeit später einzugehen, wenn er mit seinen Memoiren so weit gekommen sein wird. Vorläufig sind wir noch in den Jahren 18-19, 1820 u. s. w. in der Vollblüte der Demagvgenriecherei. Er gibt zur Geschichte dieser Periode einige recht spaßhafte Beiträge. Er war damals Gymnasialdirector in Kreutznach. Das Gymnasium sollte gehoben werden, und kam darauf an, junge Kräfte dafür zu gewinnen. Eilers brachte 1817 den Professor Bercht in Vorschlag, der in den Freiheitskriegen als preußischer Offizier, gedient hatte, uud bann die bremer Zeitung redigirte. Der Provinzialschuliath erklärte sich dafür, und daö Cousistorium erließ an den Director, 2!i. August 1829, die Verfügung, den Professor Bercht schleunigst

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