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ßen sie hier von Soldaten umstellen, und sie würden aus Mangel an Lebensrnitteln umgekommen sein, wenn nicht jener schwärmerische Aang Siu Tsing Kunde von ihrer Lage bekommen hätte. Dieser Mann, der spätere Führer der Bewegung nach ihrer militärischen und politischen Seite, gab jetzt den ersten Anstoß zum Aufstand gegen die Regierung. Er fiel in eine Verzückung, verkündete den Brüdern die Gefahr, in der ihr Prophet und sein erster Jünger schwebten, rief sie im Namen Gottes zum Kampfe gegen ihre Verfolger aus, sammelte eine Schar von Bewaffneten, verjagte die Soldaten und führte die bedrängten Häupter der Sekte im Triumph nach dem Distelberge zurück, wo sich jetzt, von Hung Siu Tsiucn aufgefordert, die gesammten Gottesver- chrer aus allen Gegenden der Provinz einfanden, um den Krieg gegelt die Negierung im großen Stile fortzusetzen. Sie kamen mit Weib und Kind, um nicht wiederzukehren. Schon früher hatten sie ihre Häuser und Felder zu Geld gemacht und dieses Geld in eine gemeinschaftliche Kasse abgeliefert, an der nun alle gleichen Antheil hatten. Der Distelberg wurde zu einem Feldlager, der Prophet nahm den Titel eines himmlischen Fürsten an, seine hervorragendsten Jünger nannten sich fortan Fürsten deS Nordens, Südens, Westens Und Ostens, und offen wurde von jetzt ab in Edicten und Proclamationen als der Zweck der Bewegung Ausrottung der abgöttischen und usurpato» rischen MandschuS und Ausrichtung des Taiping, des FriedenS- oder Himmelreichs, bekannt.
Die Negierung in Peking hatte bis dahin sich wenig um den Aufstand gekümmert. Als aber jene Proclamationen an den kaiserlichen Hof gelangten, erkannte sie die Nothwendigkeit, sich zu größerer Energie zusammenzuraffen, Und es wurden sofort kräftige Maßregeln zur Unterdrückung der Revolution getroffen. Der Befehlshaber der Mandschugarnison in Kanton wurde nach dem Schauplatz der Unruhen beordert. Bald nachher folgte ihm mit einem starken Heere als Generalissimus der erste Minister des Reichs, Sai Schang Ah, der im Juli in Kwangsi einrückte.'
Keiner von diesen Generalen vermochte die Fortschritte der Insurgenten aufzuhalten. Sie bemächtigten sich zuerst einer reichen Marktstadt, in der sie beträchtliche Vorräthe von Kleidern und Lebenömitteln erbeuteten, und wo sie sich befestigten. Die Kaiserlichen wagten nicht, sie hier anzugreifen, indeß nöthigte endlich Mangel an Proviant zum Rückzug, den die Nebellen in so guter Ordnung bewerkstelligten, daß ihre Gegner, als sie sie verfolgten, mit großem Verlust zurückgeschlagen wurden. Diese ersten Bewegungen der Aufständischen und der Regierungslruppen geben ein Bild der Operationen int ganzen folgende» Kriege. Die Insurgenten besetzen eine Position und befestigen sie mit Geschick und Eifer. Sobald sie damit fertig sind, ja nicht eher, dicken die Kaiserlichen an, stellen sich zunächst in gebührender Entfernung auf Grenzbote». IV. -ILö7. 28