Beitrag 
Die Chinesen der indischen Inseln.
(Nach Mittheilungen eines Deutschen aus Ostindien.)
Seite
227
Einzelbild herunterladen
 

227

, > ^ « ^ > ^, ,

durch Gastfreundschaft und Freigebigkeit aus. Spricht ein Europäer bei einem vornehmen Chinesen vor.und äußert:Capitän, was haben Sie da für ein schönes Pferd!" so antwortet der Chinese wol, ohne sich zu besinnen:Es ist gut, Herr, morgen soll es in Ihrem Stalle stehen," oder lobt er die ihm vorgesetzten candirten Früchte, die einen wesentlichen Bestandtheil des chinesi­schen Gastmahles ausmachen, so fügt der Chinese hinzu:Es ist gut, Herr, morgen schicke ich eine Kiste für Ihre Frau und Kinder."

In den Städten von Britischostindien werden zu Beamten deS chinesischen Stadtviertels, welche namentlich die kleinern Zwistigkeiten zu schlichten haben, sechs der reichsten Chinesen, ein Major und ein Titularmajor, ein Capitän und Titularcapitän und ebenso zwei Lieutenants ernannt. Diese Titel werden hier der Mandarinenwürde gleich geachtet, obgleich auch einige Chinesen sich diese Würde, die etwa mit unserm Doctortitcl zu vergleichen ist, aus China holen, wofür sie freilich mehr, als wir Deutsche, nämlich etwa 30,000 Gulden zu bezahlen haben. Unter sich sind die Chinesen infolge der geheimen Gesellschaften, die hier, wie in ihrer Heimath, unter ihnen bestehen, fast stets im besten Ein­vernehmen, und helfen sich gegenseitig, wo sie können. Mit China stehen sie theils durch den lebhaften Handelsverkehr, den sie mit eignen Schiffen unter holländischer Flagge oder auch mit europäischen Schiffen dahin betreiben, so wie'durch die zahlreichen Auswandrerschiffe, welche von dorther kommen, in der innigsten Verbindung. Nachrichten erhalten sie daher durch Briefe ebenso schnell als die Europäer, und wissen stets sehr gut, was dort vorgeht. Der lebhafteste Verkehr besteht jedoch mit Singapore, wo die Chinesen sehr zahlreich sind, und die meisten Nachrichten auö der Heimath fließen ihnen auf diesem Wege zu. Was den Verkehr der Chinesen mit den Europäern betrifft, so sind sie besonders bei den holländischen Offizieren beliebt, denen sie bereitwillig Geld ohne Zinsen leihen und dabei auch leicht einen Verlust verschmerzen. Einige von ihnen sinv Mitglieder der Bürgersocietätcn. Von den Javanen werben sie als vornehmerer Stand betrachtet, und daher mit Tuan (Herr) angeredet. Uebrigens aber bekunden die häusig im Innern gefundenen Leichen von Chinesen nicht das beste Einvernehmen mit den letzteren, was besonders dem Umstände zuzuschreiben ist, daß die Chinesen die Pfandleiher der leicht­sinnigen und spielsüchtigen Javanen abgeben und ihre Forderungen rücksichts­los geltend zu machen suchen.

Das Verhältniß der Chinesen zur Negierung ist äußerlich sehr gut, doch lastet auf ihnen ein furchtbarer Steuerdruck. Sie haben Steuer zu entrichten von den Fingernägeln, dem Zopf, der Fußbekleidung, den Strümpfen, wenn sic, wie die Mitglieder der Bürgergescllschaften, solche tragen u. s. w. DaS Jahr 1848 sah daher auch hier einen Ausruhr, der indeß rasch gedämpft wurde. Außerdem sind Geschenke an die hohen Beamten Sitte und tragen einem sol-

29*