Contribution 
Der Fondshandel und die Fondsbörsen.
Page
83
Turn right 90°Turn left 90°
  
  
  
  
  
 
Download single image
 

88

Ein Bankier N. N. allein oder in Verbindung mit andern übernimmt ein Staatsanleihen von Millionen Gulden. Zu diesem Zweck wird ihm nach den speciellen Bedingungen des ContractS die entsprechende Anzahl von Schuld- obligationen, eine jede ausgestellt in kleinern Summen, etwa von tausend Gul­den oder noch darunter, zugesichert. Zunächst setzt er sich nun mit den Geld­leuten der verschiedenen Länder in Verbindung, und bewegt dieselben, einen Theil der Obligationen zu übernehmen. Ein großer Gewinn kann hierbei noch nicht gemacht werden; aber zugleich wird an allen Börsen operirt, um sofort eine günstige Meinung sür das betreffende Anlehen zu erwecken, so daß man dadurch die Gewinnlust von Capitalisten und andern Leuten, die gern rasch reich werden wollen, mit ins Spiel zieht. Der Bankier zahlt nun einen ersten Termin ein, erhält neben der reichlichen Proviston die entsprechende An­zahl von Obligationen und bringt einen Theil derselben an die Börsen, wo sie, falls die vorangehenden Operationen gut geleitet waren, sast regelmäßig mit einem hohen CourS begrüßt werden. Es gehört eigentlich große Ungeschick­lichkeit oder ein ganz unerwartet eintretendes Ereigniß in Politik und Han­del dazu, daß dieser hohe Eours nicht sofort da sei, denn die Bedingungen deS AnlehenS waren auf den Zustand der Börsen berechnet, und fast allen diesen ersten Besitzern ist es weniger um eine Capitalanlage, als um den sofort zu erzielenden Gewinn zu thun. Der höhere Cours und die vorhandene günstige Meinung macht es ihnen nämlich möglich, ihre Portefeuilles wieder mit Ge­winn zu entleeren während Bankier N. N. und seine College» den Rest der Obligationen gleichfalls mit Gewinn an den Markt bringen. So wie sie nun in die zweite und dritte Hand und weiter übergegangen sind, überläßl man sie und ihre Inhaber ihrem Schicksal, und der Darleiher hat ein brillan­tes Geschäft gemacht.

Das ist die einfachste Form, meist aber sind damit noch andere Vortheile verbunden. Es steht dem Darleiher z. B. frei, einen Theil des Anlehens in schon coursirenden Staatspapieren einzuzahlen zum laufenden oder zu einem festen Course oder nach dem nominellen Werthe. So weit er nun diese Pa­piere zeitig unterhalb ihreS verabredeten Courses einkaufen kann, ist schon hier­mit ein ansehnlicher Gewinn verknüpft, und man müßte wiederum sehr schlecht operirt haben, um denselben nicht zu erlangen. Man braucht nur zur rechten Zeit und in rechter Weise einen Theil dieser Papiere an den verschiedenen Börsen zum starken AuSgebot zu bringen, um ihren CourS zu werfen und da­durch die Besitzer womöglich zu veranlassen, entweder aus Furcht vor weiterm Fallen oder weil sie nicht die Mittel haben, sie länger an sich zu halten, die­selben jetzt abzugeben. Man muß zudem nicht vergessen, daß auf jeder Börse dem Streben nach hohen Coursen ein ebenso starkes nach niedern gegenübersteht. Ein anderer vielbeliebter ModuS der Anleihen ist der Unterschied zwischen

14*