4S3
Ober wenn er einmal Frankreich mit der aus dem Grabe aufsteigenden Ju- liette vergleicht:
tlomi röveillöe il clemi moribonclo, ?>-^IiueKi»U «IiM8 les tle pouipre vn Ii>ml,o!>ux, IZIIe maroke au Ii!>«»rt>, «rriinl. sur clizz l^amlziz»ux.
Aber grade die Stellen ausschweifender Lustigkeit machen einen frostigen, unheimlichen Eindruck. An Zweifeln und Verzweiflung wetteifert er mit dem alten Hamlet; er glaubt nicht an das Gute und Wahre, und doch sehnt er sich, zu glauben. Die Blasirtheit, die er zuweilen zur Schau trägt, als ob sie etwas Schönes wäre, beruht nicht auf dem Unglauben an das Wesen des Ideals überhaupt, aber auch nicht blos auf dem vermeintlichen Widerspruch zwischen diesem Ideal und der Wirklichkeit, sondern auf dem Widerspruch zwischen seinen verschiedenen Idealen. In dieser unklaren Stimmung ist er geneigt, die großen Schriftsteller der Aufklärung anzuklagen, als hätten sie ihm die Sicherheit seines Denkens und Empfindens geraubt, in demselben Augenblick, wo er sie an Frechheit und Frivolität um das Hundertfache überbietet. So hat er einmal eine recht scheußliche Scene geschildert, und zwar mit Behagen, da bricht er plötzlich gegen Voltaire loS: „Bist Du zufrieden in Deinem Schlaf, Voltaire, und schwebt Dein häßliches Lächeln über Deinen entfleischten Knochen? Dein Jahrhundert, sagt man, war zu jung, um Dich Zu verstehen; das unsrige muß Dir gefallen, Deine Zeit ist gekommen. Es ist eingestürzt auf uns, dieses erhabene Gebäude, welches Du mit Deinen breiten Händen Tag und Nacht unterwühltest. Mit Ungeduld mußte Dich der Tod erwarten, um den Du achtzig Jahre hindurch mit teuflischer Liebe buhltest. Verlässest Du niemals das HochzeitSbett, auf dem Du die Würmer des Grabes umarmst, um mit Deiner bleichen Stirn ein verlassenes Kloster oder ein altes Schloß heimzusuchen? Was sagen Dir alsdann diese gewaltigen Leichname, diese schweigenden Mauern und diese verwüsteten Altäre, welche Dein Athem für die Ewigkeit entvölkert hat? WaS sagt Dir das Kreuz, waS sagt Dir der Messias? Blutet er noch, wenn Dein nächtliches Gespenst an seinem zitternden Stamm rüttelt, um ihn herabzureißen wie eine kranke Blume?" — Er sehnt sich nach einer Religion. Gern möchte er nach der Weise Epikurö das Leben der Freude leben, aber „er kann eS nicht, das Unendliche macht ihm Qual, er kann nicht daran denken ohne Furcht und ohne Hoffnung; seine Vernunft entsetzt sich, es nicht zu begreifen und es dennoch iu sehen." Er wirst sich vor den Altären nieder, nicht um einen bestimmten Gegenstand anzubeten, sondern um seinem zu schweren Haupt eine Stütze zu Leben. Er flüchtet mit einer unnennbaren Angst bald zu den heitern Götter- Schalten des Olymp (die er übrigens in Nolla mit wirklicher Poesie schildert),