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Theilen dcS römischen Reichs Eigenthum hatten. Es ist keine Phrase, wenn Seneca von weiten Landstrecken spricht, die von Sklaven in Ketten bebaut werden, von Viehtriften, die Königreichen und Provinzen an Ausdehnung gleichkommen, von Sklavenscharen, die kriegerische Stämme an Zahl> von Privatgebäuden, die große Städte an Umfang übertreffen. „Wie weit", ruft kr aus „werdet ihr eure Besitzungen erweitern? Ein Gebiet, das für ein Volk Raum hatte, ist für einen einzigen Herrn als Landgut zu klein geworden. Wie weit sollen eure Kornfelder reichen, da ihr nicht zufrieden seid, eure Güter auf die Gebiete ganzer Provinzen zu beschränken? Der Lauf berühmter Flüsse geht ganz durch Privateigenthum, und große Ströme, die große Nationen voneinander scheiden, sind von der Quelle bis zur Mündung euer. Auch.das ist noch zu wenig, wenn ihr nicht mit euern Ländereien Möere umschlossen habt, wenn nicht jenseit des adriatischen, des ionischen MeereS und des Archipelagus euer Verwalter regiert; wenn nicht Inseln, einst die Wohnte großer Fürsten, unter eure geringsten Besitzthümer gerechnet werden. Soll es weit und breit keinen See geben, in dem sich nicht eure Paläste spiegeln, keinen Fluß, dessen Ufer nicht eure Schlosser einfassen? Wo auch immer warme Quellen entspringen, da schießen neue Herbergen der Ueppigkeit aus. Wo die Ufer einen Golf umschließen, da werden Fundamente zu euren Landsitzen gelegt. Ueberall schimmern eure Dächer, sei es, daß sie von Bergen weit über Land und Meer schauen, sei es, daß sie von der Ebene bis zur Höhe der Berge hinaufgeführt sind." Dieser Philosoph besaß zwanzig Millionen (Thaler), von denen seine Feinde behaupteten, daß er sie durch Erbschleichern und Wucher in Italien und den Provinzen zusammengebracht habe.
Auch der Trimalchio des petronischen Romans hat große Güter. „Wenn euch mein Wein nicht schmeckt," sagt er herablassend zu seinen Gästen, „so will ich andern geben lassen; euer Beifall wird die Sorte gut machen. Durch die Gnade der Götter habe ich nicht nöthig zu kaufen, denn alles, wobei einem das Wasser im Munde zusammenläuft, wächst auf meinem Gut vor dem Thor, daö ich noch nicht gesehen habe. Ich höre, daß es auf der einen Seite an meine Besitzungen bei Terracina, auf der andern an die von Tarent grenzt. Jetzt will ich Sicilien mit meinem Gütchen verbinden, damit ich, wenn es mir einmal einfällt nach Afrika zu gehen, ganz zwischen meinen eignen Ländereien fahren kann." Die Uebertreibung in dieser aller Geographie Hohn sprechenden Nenommage fällt in die Augen; indessen sie würde keinen Sinn haben, wenn sie nicht Analogien in der Wirklichkeit gehabt hätte. Uebrigens scheinen sich Trimalchios Besitzthümer für jetzt auf Italien zu beschränken, er will sogar, wie er an einer andern Stelle sagt, zufrieden sein, wenn seine Güter an Apu- lien grenzen. Eine noch kolossalere Prahlerei ist folgende. ES wird bei Tisch der Verwaltungsbericht von TrimalchioS sämmtlichen Gütern vorgelesen: „Am
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