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Die Bedrängniß der Christen in dem Herzogthum Schleswig durch die Dänen.
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einen Schatten? man fürchtet die Auspareellirnng des dänischen Staats, aber der Skandinavismus liefert die nothwendige nnd beste Schntzwchr gegen Süden: eine nationale Grenze, und befreit Dänemark von der, besondern Hofhaltung nnd anderm Staatsprunk, der schwer auf dem kleinen Sande lastet." Ein enthusiastischer Skandinave, dänischer Professor in Kiel, concentrirt seine Ideen in dem einfachen Satze:Schweden fürchtet nur, von Dänemark versinkt zu werden." Auch andere schlagen Dänemarks geistige Suprematie in der Union so hock) an, daß sie es für »«bedenklich halten, drei Herzogtümer zu opfern für zwei Königreiche.

Endlich mag noch erwähnt werden einer Broschüre des schwedischen Barons Blir,en-Fineke:Der praktische Skandinavismns", worin ein Erbtractat zwischen der dänischen und norwegisch-schwedischen Königsfamilie empfohlen wird, demzufolge der zuletzt blühende directc Mannsstamm alle drei Kronen auf seinem Haupte ver­einige. Der Skandinavismns macht dnrch diese Idee sein Entröe in die staats­rechtliche Sphäre: übrigens ist Baron Blixen vermählt mit der Prinzessin Augusta von Hessen-Cassel und Schwager des Protokollprinzen Christian von Dänemark, mithin sehr begreiflich, daß er anch letzter« zn dem dänischen Königshause zählt. Schleswig will der Verfasser der Union einverleiben, Holstein und Lanenbnrg von derselben ausschließen.

Warten wir ab. wie sich der Notenstreit entwickelt: die Zeit kann den skan­dinavischen Plänen nur günstig sein. - Gleichheit der Abstammung, der Ev.nfession, der Sprache, Sitten und Gewohnheiten befördern die Union, das Nationalitätsvrineip belebt die Idee, die materiellen Interessen treten unterstützend hinzu. Dänemark ist Norwegens nnd Schwedens Kornkammer, letztere beide liefern Nutzholz und Eisen. Die sich gegenseitig ergänzende Fabrikation, der lebhafte Waarenumsatz und Schifffahrtsverkehr werden den Föderativstaat stärken: der sichere Wegfall des Sundzolls macht es unschädlich, beide Ufer der Straße in einer Hand zn wissen; nbcrdem wird Dänemark dnrch das Aufhören des Tributs, trotz der Entschädigungssumme, einen jährlichen Einnahinevcrlust von c. 1 Million Thlr. Rcichsmünze erleiden und außer dieser Schwächung der ohnehin bedrängten Finanzen auch den politischen Einfluß verlieren, den die Sundzollvcrträgc demselben bisher »och übrig gelassen hatten.

Die Herzogthümer, geistig gemartert und betröge», volkswirthschastlich ausge­beutet und ausgcsogen, sind iu allen Richtungen, die das politische und das natio- »alökvuvmische Wohl und Wehe des Landes angehen, znr Zeit für Deutschland verloren. Sprache. Verfassung und Verwaltung, Zoll, Post uud Münzen, Eisen­bahn und Telegraph, alles ist dänisch organisirt; dem neuen deutschen Handelsgesetz­buche hat der dänische Bnndcstagsgesandtc schon vor der Geburt den Eingang versagen müssen. Die ausgezeichneten Osthäfcn stehen nur der dänischen Kriegsmarine offen; die Kanalvcrbindung zwischen Ostsee und Westsee zum freien Ausgang aus dem baltischen Binnenmeere wird nicht gestattet. Die einzige naturgemäße und staatsmännische Erlösung liegt in der nordischen Union und die Zeit wird solche bringen. Die Geschichte weist darauf hin; Margarethe, beschäftigt mit ihren großen nordischen Plänen, ertheilte, um des Friedens im Süden willen, mit Zustimmung aller Räthe des Reichs, 1386 dem holsteinischen Grafen Gerhard und seinen Erben die Belehnung mit Schleswig,um dasselbe ewig zu besitzen," und das oldcnbur-